Molly Antopol: Die Unamerikanischen
Besprechung
Molly Antopol, Jahrgang 1970, kommt aus einer russisch-jüdischen Familie, und diese Herkunft hat einige ihrer Erzählungen inspiriert (vgl. Nachbemerkung). Erschütternd etwa „Meine Großmutter erzählt mir diese Geschichte“: Hier geht es um die Wandlung eines verschreckten Mädchens, das in den Wäldern Polens beim jüdischen Untergrund Zuflucht gefunden und dann eine Härte und Brutalität entwickelt hat (entwickeln musste), die schockierend ist. In einer anderen Geschichte wird deutlich, wie jüdische Dissidenten aus dem Ostblock zunächst in den USA gehätschelt und herumgereicht wurden, bis dann plötzlich der Balkankrieg interessanter war. Auch das heutige Israel ist Schauplatz: Wie geht man mit einem beneideten Bruder um, dem nach dem Militärdienst, den er heil überstanden hat, von einem Traktor ein Bein abgefahren wird? In den Erzählungen geht es stets um mehr als den politisch-historischen Hintergrund: um Lügen, um Verrat (auch an sich selbst), um Verzweiflung, darum, dass die Dinge anders sind, als sie scheinen. Tatsächlich wirken diese Geschichten eher wie kleine Romane, sie entwickeln ihre Plots und zeichnen die Charaktere überzeugend genau. Sehr zu empfehlen sowohl als Leseangebot für die Schulbibliothek wie auch für die Behandlung im Unterricht.
Didaktische Hinweise
Bearbeitungsvorschläge: Klären Sie den jeweiligen historischen Hintergrund der Geschichten (z. B. Judenverfolgung, McCarthy-Ära, Zusammenbruch der Sowjetunion); Recherchieren Sie die persönlichen Erfahrungen der Autorin in Hinsicht auf deren Schreiben; Inwiefern handelt es sich bei allen Protagonisten um Personen mit „Beschädigungen“?
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
- Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)
Erscheinungsjahr
2015ISBN
9783446247710Umfang
320 SeitenMedien
- Buch
- E-Book