Jesper Wung-Sung: Opfer. Lasst uns hier raus!
Besprechung
Nachdem ein Lehrer plötzlich mit Nasenbluten umgekippt ist, tauchen noch am gleichen Schultag offiziell wirkende Männer in der Schule auf. Nach ihren Anweisungen sollen alle Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte vorerst in der Schule bleiben. Am nächsten Tag wird ein hoher Zaun um die Schule errichtet. Eine Drohne, die ständig über der Schule kreist, verhindert durch Todesschüsse ein Verlassen des Schulgeländes. Informationen erhalten weder Schulleiter noch Schüler. In einer mittels eines Hubschraubers abgeworfenen Kiste mit Lebensmitteln, ein paar Hygieneartikeln und Leichensäcken findet sich der Hinweis, die Toten zu begraben. Diese folgen. Täglich sterben Schüler und Lehrer. Als alle Lehrer tot sind, bricht zunächst Chaos aus. Die verbliebenen Schüler machen das, was ihnen lange untersagt war: Sie fahren in den Gängen z. B. Fahrrad oder trinken Alkohol. Es dauert nicht lange und es bilden sich zwei Gruppen mit unterschiedlichen Ansichten heraus. Beide lassen sich weitgehend in Ruhe und rivalisieren doch miteinande ... In dieser Konstellation erinnert die ganze Geschichte etwas an „Herr der Fliegen“. Der Verlag selber stellt Querbezüge zu „Nichts“ von Janne Teller her, die die Jugendlichen auch auf die Sinnsuche und den Wert der Dinge schickt. Auch hier in dieser Extremsituation spielt die Sicht der beiden Gruppen auf die Dinge und die Welt eine Rolle. Die dramtische Handlung wird insgesamt sehr nüchtern erzählt. Dazu trägt auch der personale Erzählstil bei. Die Geschichte wird aus Sicht des Schulleitersohns Benjamin geschildert, doch seine Gefühle und Ängste, die sicherlich in so einer Situation vorhandene Panik oder die Todesängste bleiben ausgespart. Das Ende ist sehr abrupt. Dazu werden (zu) viele Dinge einfach nicht erwähnt. So wird nicht erklärt, wie oder von wem das Handynetz blockiert wird. Die Drohne, die monatelang über der Schule kreist, muss wohl nie in punkto Akku oder Munition nachgeladen werden. Ungewöhnlich ist auch, dass vom Schuldirektor oft als Johannes die Rede ist - die Hintergründe, warum nicht eher auf die Begriffe Schuldirektor oder Vater/Papa zurückgegriffen wird, bleiben unklar. Diese und weitere Faktoren lassen den Plot bisweilen etwas konstruiert wirken. Positiv ist, dass der Leser durch seine Unkenntnis über die Epidemie in eine ähnliche Rolle wie die Schüler gedrängt wird. Auch muss angesichts solch dramatischer Geschehnisse auf eine relativ distanzierte Erzählweise zurückgegriffen werden. Erwähnenswert erscheint zudem der relativ großzügige Druck des Hanser-Verlags, der auch Freiräume auf den Seiten lässt. Titel und Cover dagegen wirken nicht ganz passend. Das Titelbild, eine stilisierte Zielscheibe, ist sicherlich ein Kaufanreiz, lässt aber Bezüge zur Krankheit selber vermissen. Auch der Untertitel „Lasst uns hier raus!“ spiegelt nur einen Teil der im Buch behandelten Thematik wider. (Aus dem Dänischen übersetzt von Friederike Buchinger)
Didaktische Hinweise
Vom dtv-Verlag gibt es hier ein kostenfreies Unterrichtsmodell.
Gattung
- Science-Fiction
- Romane
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)
Erscheinungsjahr
2016ISBN
9783446250925Umfang
141 SeitenMedien
- Buch