Zoran Drvenkar; Jutta Bauer: Weißt du noch
Besprechung
"Denn wer Angst hat vor Abenteuern, der kann gleich zu Hause bleiben." So beginnt und so endet dieses ganz besondere Bilderbuch für das Gespräch zwischen den Generationen. Zwei Kinder erleben den ganzen Tag lang die verrücktesten Abenteuer. Sie begegnen wilden Hunden, eigensinnigen Ziegen und anspruchsvollen Maulwürfen. Und nichts kann ihnen Angst machen, wie sie da zusammen mit ihrem Teddybären durch die Welt ziehen. Die Welt, der sie begegnen, ist auf den ersten Blick unsere ganz banale und doch auch ganz besondere. Erst durch die phantasievollen Erklärungen wird sie verzaubert. Dass das, was hier erzählt wird, ein nostalgischer Rückblick auf die Kindheit ist, wird durch kleine Zeichnungen am Rand aufgegriffen, die eine parallele Handlung eines alten Paares zeigen: Wird etwa von den Kindern vom Sterben eines Fuchses erzählt, entdeckt man als Kommentar neben dem Text einen alten Mann in einem Krankenhausbett mit einem Infusionsschlauch, dessen Frau ihm die Hand hält. Begeisternd ist demnach die Intermedialität von Text, Bild und „Bildkommentar“, die nebeneinander entdeckt werden können. Und so wie die erzählenden Kinder „überhaupt keine Angst haben“, so macht auch dieses Buch Mut, mit der Trauer über die verlorene Phantasiewelt umgehen zu lernen. Illustratorin und Autor dieses Bilderbuchs gehören zu den ganz Großen der Kinderbuchszene. Jutta Bauer hat den Troisdorfer Bilderbuchpreis, den Deutschen Jugendliteraturpreis für „Schreimutter“ sowie den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr Gesamtwerk erhalten und wurde 2008 für den Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis nominiert und 2010 mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis ausgezeichnet, dem Nobel-Preis für Kinder- und Jugendliteratur. Zoran Drvenkar ist eher im Jugendbuchbereich sowie im Bereich Krimi und Dramentik tätig. 2005 erhielt er neben vielen anderen Preisen für das Kinderbuch „Die Kurzhosengang“ den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Didaktische Hinweise
Das Buch eignet sich natürlich in erster Linie für das Gespräch zwischen Großen und Kleinen, die so angeregt werden, ihre eigenen Kindheitserinnerungen zu teilen. Im schulischen Kontext findet sich so etwas selten, es sei denn, man lässt wirklich die Oberstufenschülerinnen und -Schüler mit den kleinen Fünfklässlerinnen und Fünstklässlern in literarische Begegnungen treten. (vgl. dazu meine Anregungen in Kliewer 2005, S. 135 ff.). Das Buch regt durch die Parallelhandlung in den Zeichnungen zu dem alten Paar auch dazu an, diese in Worte zu fassen oder aber Text und Bild getrennt wahrzunehmen und erst am Ende in Bezug zueinander zu setzen.