Yasmina Reza: Babylon
Besprechung
Yasmina Reza ist für ihre Gesellschaftsanalysen bekannt. Auch in diesem Roman beschreibt sie gnadenlos, aber eigentlich verständnisvoll und äußerst komisch Bemühen, Versagen und Scheitern ihrer Figuren. Das Setting ist dabei haarsträubend: Zunächst geht es um eine verkrampfte Abendeinladung der älteren Ich-Erzählerin Elisabeth, in deren Verlauf aber ein Ehestreit ihrer Nachbarn Jean-Lino und Lydie dazu führt, dass Jean-Lino (er ist kein Monster und die Ich-Erzählerin wie auch der Leser sind ihm durchaus auch nach der Tat noch zugetan) seine Frau erwürgt. Fassungslos und verzweifelt wendet er sich an Elisabeth, die ihm beim Abtransport der Leiche in einem großen Koffer helfen soll und auch hilft, bis schließlich doch die Polizei gerufen wird.
Die Kritik ist gespalten, man wirft der Autorin vor, einmal mehr das Brodeln der Emotionen unter der Fassade bürgerlicher Konvention aufgedeckt zu haben, mithin enthalte der Roman nichts Neues. Andererseits werden die witzig-sarkastischen Dialoge gepriesen. Tatsächlich erwächst aus der absurden Kriminalgeschichte eine große, auch menschenfreundliche Komik, werden hinter dem Verbrechen Menschen mit ihren Hoffnungen, ihren Ängsten, ihrer Verzweiflung und ihren liebenswürdigen Seiten sichtbar.
Didaktische Hinweise
Ein großes Lesevergnügen, auszugsweise gut geeignet für Personencharakteristik und Analyse der Dialoge, natürlich auch zum Vergleich mit weiteren Texten/Stücken von Yasmina Reza, dem „Gott des Gemetzels“, „Bella Figura“, „Drei Mal Leben“ oder „Glücklich die Glücklichen“ hinsichtlich der Figurenkonstellation, des Anlasses für den Konflikt etc.
Gattung
- Romane
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
- Französisch
FÜZ
- Kulturelle Bildung
Erscheinungsjahr
2018ISBN
9783446256514Umfang
224 SeitenMedien
- Buch
- Hörbuch