Colson Whitehead: Underground Railroad
Besprechung
Die 17-jährige Cora lebt unter schlimmen Bedingungen auf einer Baumwollplantage in Georgia, bis ihr mithilfe eines Netzwerks die Flucht gelingt. „'Die meisten Leute glauben, es ist nur eine Redewendung', sagte er. 'Der Untergrund. Ich habe es schon immer besser gewusst. Das Geheimnis unter unseren Füßen, die ganze Zeit. Nach heute Nacht werden wir sie alle entdecken. Jede Linie, jede einzelne.'“ (S.343) Die Underground Railroad ist nur eine Metapher für ein reales Fluchtnetzwerk – in der Fiktion dieses Romans wird die Eisenbahn Wirklichkeit: nachdem Cora, von Schlägen und Vergewaltigungen erschöpft, endlich in die Fluchtpläne eingewilligt hat gelangen sie und Caesar durch einen geheimen Zugang zu einer Station an einem Gleis, auf dem zu unbestimmten Zeiten Züge durch die Südstaaten in den Norden fahren. Die beiden erleben schlimme Abenteuer, treffen aber auch mutige und hilfsbereite Menschen. Jedem Staat, den sie erreichen, ist ein Kapitel gewidmet. In jedem dieser Staaten gelten andere Gesetze. Selbst wenn der Sklavenhandel abgeschafft ist, bilden die farbigen Arbeiter die Grundlage für einen florierenden Handel mit Baumwolle und werden von Bildung ausgeschlossen und meist denkbar schlecht behandelt. Es werden schwarze Menschen ermordet, erhängt (North Carolina) und zu medizinischen Experimenten missbraucht (South Carolina). Cora findet einmal eine Anstellung in South Carolina in einer Art Themenpark zur Sklaverei, wo sie sich selbst darstellen kann. Caesar und Cora werden immer wieder von Sklavenhändlern aufgegriffen und verschleppt. Nur Cora schafft es ganz am Schluss in den rettenden Norden. Die Figuren werden durch ihre Geschichte charakterisiert. Man erfährt wenig über ihre Gefühle, die Gedanken geben oft eher die Reflektionen des Erzählers wieder. Dadurch entsteht eine schnelle Folge von Ereignissen und ein in dunklen und starken Farben gezeichnetes Bild des Amerika vor dem Bürgerkrieg.
Didaktische Hinweise
Der Autor hat 2017 den National Book Award und den Pulitzerpreis für dieses Buch erhalten. Barry Jenkins (Moonlight, If Beale Street Could Talk) dreht gerade eine TV-Serie dazu. Neu erschienen ist von ihm 2019 auch in der deutschen Übersetzung „The Nickel Boys“. Der historische Hintergrund kann thematisiert werden. In den Text eingefügt sind an verschiedenen Stellen Steckbriefe und Zeitungsmeldungen montiert, die zwar fiktiv sind, aber Bezüge zur Realität herstellen. Über den freizügigen Umgang des Autors mit den historischen Tatsachen wurde diskutiert, das kann auch im Unterricht geschehen.
Gattung
- Romane
Eignung
sehr gut als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 13Fächer
- Deutsch
- Englisch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Geschichte
FÜZ
- Interkulturelle Bildung
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2017ISBN
9783446256552Umfang
351 SeitenMedien
- Buch