David Szalay: Was ein Mann ist

Besprechung

Die Bezeichnung „Roman“ ist angesichts der Tatsache, dass es sich bei dem Buch um neun Geschichten über (unterschiedliche) Männer im Alter von siebzehn bis dreiundsiebzig handelt, etwas irritierend, aber tatsächlich hat man nach der Lektüre des Buches den Eindruck eines großen Gesamttextes. Die Protagonisten der Einzelerzählungen sind wahrhaftig keine Helden. Die Kritik betont den Blick des Erzählers auf die Krise der Männer in diesem Buch, in gewisser Weise stimmt das, aber auch die Frauen erscheinen nicht durchwegs als die überlegenen oder gar besseren Menschen. Eigentlich steht der beschädigte Mensch als solcher im Mittelpunkt: Zwei ganz junge Männer, Simon und Ferdinand aus London, auf Traveltour, in Krakau, Berlin, Prag und Wien, wie schön könnte das sein, und wie wenig gelingt es. Gänzlich fatal gerät ein junger Franzose bei einem schrecklichen Pauschalurlaub auf Zypern in die Fänge eines übergewichtigen Mutter-Tochter-Duos, in einer anderen, sehr ernsten Geschichte geht es um die Verantwortung für eine ungewollte Schwangerschaft. Auch die späteren Lebensalter haben ihre Tücken, Lebenslügen werden ganz am Schluss in einem sonst perfekt geglückt scheinenden Leben aufgezeigt, die Sinnlosigkeit allen Strebens nach Gut und Geld am Beispiel eines russischen Oligarchen, den das Glück verlassen hat. All das wird grandios beschrieben, so dass der Leser zwischen Mitleid, Verachtung, Belustigung, Abscheu, Unverständnis und tiefem Verständnis für all die Nöte,Torheiten und Kläglichkeit der Figuren schwankt.