Lauren Grob: Florida
Besprechung
Ein schwüles Florida mit seinen Sümpfen voller Unwägbarkeiten verunsichert die Bewohner. Acht der elf etwa 30 Seiten langen Geschichten spielen in Florida, in drückend heißen Sommern und von erstaunlichem Getier brodelndem Sumpfland.
In „Salvador“ hat Helena sich für die zwei Wochen, in der ihre Schwestern die Pflege der Mutter übernehmen, vor der brasilianischen Hitze in eine kühle Wohnung zurückgezogen, wo sie von einem Unwetter überrascht wird. Zwei Geschichten führen nach Frankreich, die längste Erzählung namens „Yport“ in die Normandie, wohin eine Mutter mit ihren sieben und vier Jahre alten Buben aus dem unerträglichen Sommer Floridas und vor ihren Panikattacken geflüchtet ist, um einen Urlaub zu machen, den sie auch für ihre Forschungen zu Guy de Maupassant nutzen will. Die drei reisen über Paris und Rouen an die Küste in das Fischerdorf Yport, aus dem der Dichter stammt. Obwohl die Kinder erstaunlich gut mitspielen, bringt der Urlaub kaum Entspannung, lediglich etwas Ablenkung durch merkwürdige Begegnungen mit Einheimischen, muffige Unterkünfte und ein wenig Beschäftigung mit dem wenig geliebten Thema Maupassant. Die Panikattacken bekommen realen Anlass bei einem Spaziergang am Rand der Klippen. In einer Fischersiedlung auf einer Insel inmitten der von Schlangen und anderen Tieren bevölkerten Sumpfwildnis Floridas haben in „Wolf werden“ die Erwachsenen, die Mutter und ihr Freund, zwei kleine Mädchen allein zurückgelassen. In „Auge in Auge“ erlebt die Erzählerin einen Hurricane, vor dem alle Nachbarn geflohen sind. Sie beruhigt sich mit dem kostbaren Burgunder-Wein ihres verstorbenen Mannes, während Bäume, Gartenmöbel, ihre Hühner und das Wasser des naheliegenden Sees um ihr Haus fliegen, der Strom ausfällt, die Fenster bersten und sie schließlich in der Badewanne Zuflucht sucht. Ihre Phantasie lässt ihren Mann, einen Freund aus College-Zeiten, der sich erschossen hat, und ihren toten Vater ins Haus wehen. Als alles vorbei und die Verwüstung an Häusern und Städten kaum zu ermessen ist, haben allerhand Tiere sich breitgemacht. Doch der Kern ihres Hauses hat gehalten und vor der Tür, wo die Treppe weggeweht wurde, liegt unversehrt: ein Hühnerei. So unvermittelt enden die Erzählungen.
Didaktische Hinweise
Die Natur in Gestalt von Tieren, Wasser und extremen Wetterereignissen spielt eine Hauptrolle in vielen dieser Erzählungen, sie ist Realität und oft auch Spiegel der verborgenen Phantasien und Tiefen der Seele der ProtagonistInnen. Der große Anteil an Frauen unter den Figuren ist kein Zufall. Sie haben alle den Kampf um ihren Platz im Leben zu bestehen und versuchen, sich von der Woge des gesellschaftlich erwarteten Gebärens und der Mutterschaft nicht überschwemmen zu lassen.
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
als Klassenlektüre geeignet und zum VorlesenAltersempfehlung
Jgst. 9 bis 13Fächer
- Englisch
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
FÜZ
- Alltagskompetenz und Lebensökonomie
- Kulturelle Bildung
Erscheinungsjahr
2019ISBN
9783446264106Umfang
320 SeitenMedien
- Buch
- E-Book