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Tommy Orange: Dort dort

Besprechung

Einblick in das Leben der Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner anhand der Geschichte von 12 Menschen, die sich zu einem Powwow treffen.

Tommy Orange, selbst Cheyenne, stellt dem vierteiligen Roman als eine Art Prolog mehrere kurze Texte voran, in denen er das schiefe und auf wenige Stereotype, meist einen federgeschmückten Kopf, reduzierte Bild seines Volkes beklagt. Zur Assimilation gezwungen, wurden die Ureinwohner Nordamerikas schließlich in die Städte verpflanzt und eigneten sich deren Lebensform an. Doch die Native Americans, wie sie sich unter anderem nennen, versuchen, ihre Kultur in Erinnerung zu behalten, zum Beispiel, indem sie Feste wie das Powwow feiern und dazu ihre Kostüme tragen und ihre Musik spielen. 12 Menschen, im Alter von 14 bis Mitte 50, gibt der Autor eine Stimme, sie erzählen selbst in Ich-Form oder werden von einem Erzähler vorgestellt. Mehr oder weniger alle bereiten sich in den drei ersten Teilen des Romans auf ein großes Treffen, ein Powwow, in Oakland vor, dort wo die meisten von ihnen leben. In ihren Schicksalen spiegelt sich die soziale Situation der Native Americans. Nur Octavio, der Drogenboss, ist weiß. Jaquie ist Drogenberaterin, allerdings selbst gerade erst „trocken“, einer ihrer Enkel will beim Powwow einen Tanz aufführen, einige handeln mit Drogen, Bill war fünf Jahre im Gefängnis, wo er sich eine umfassende Bildung angelesen hat, und Dene, eine Art Alter ego des Autors, sammelt Originaltöne mit Geschichten von Native Americans der Gegend. Nur Edwin hat studiert, Vergleichende Literaturwissenschaft, und ist Praktikant beim Organisationskomitee des „Big Oakland Powwow“. Die erste Stimme im Roman gehört Tony, Drogendealer, der bei seiner Großmutter lebt, am Fetalen Alkoholsyndrom leidet und im Gesicht vom Alkoholkonsum seiner Mutter während der Schwangerschaft gezeichnet ist. Sein notorisches Geldproblem führt ihn und die anderen auf ein schlimmes Ende hin. Der vierte Teil trägt den Titel „Powwow“, es gibt keine Erzählungen in Ich-Form mehr, sondern der Erzähler widmet allen je einen kurzen Abschnitt. Nur Tony kommt zweimal vor, er steht am Ende des blutigen Showdowns. „Massaker als Prolog“ steht über einem der kurzen Texte am Anfang – es ist nicht die einzige Vorausdeutung auf das Ende.

Didaktische Hinweise

Die Geschichte der Cheyenne und der Ureinwohner Amerikas bildet den Hintergrund des Romans. Sie zu recherchieren und eigene Geschichten zu historischen Gestalten zu erfinden, kann eine Aufgabe sein. Die Geschichte der Besetzung der Gefängnisinsel Alcatraz um 1970 und die aktuelle Situation der Nachfahren der Ureinwohner in den Städten der USA eignen sich als Referatthemen. Die Diskussion um das „Blood Quantum“ kann recherchiert werden. Vor allem ist die Form zu untersuchen: Die wechselnden Erzählperspektiven könnten sinnbildlich für die schwierige Kommunikation auch der Natives untereinander stehen.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Englisch
  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Interkulturelle Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2019

ISBN

9783446264137

Umfang

284 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book
  • Hörbuch