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Marion Messina: Fehlstart

Besprechung

Eine 18jährige Arbeitertochter aus Grenoble versucht, die von Politik und Gesellschaft versprochenen Chancen zu nutzen.

Der Roman beginnt mit Alejandro: Er ist zum Studium nach Frankreich gekommen, teilt sich eine Wohnung mit einem Landsmann und hat Aurélie, die Protagonistin, bei ihrem gemeinsamen Putzjob getroffen. Sie beginnen eine Beziehung und Aurélie, die hat gerade ein Jurastudium begonnen hat und noch bei ihren Eltern wohnt, deren Ehrgeiz für ihre Kinder nicht über den Abschluss des Lycée hinausgeht, verliebt sich in ihn und versucht, seine Kultur zu verstehen. Alejandro gibt sein Geld vor allem für Sauf- und Drogenabende mit seinen Landsleuten aus, absolviert sein Studium desinteressiert nebenbei und ist ziemlich genervt von den Franzosen, für die er vor allem ein Exot aus dem Land der Farc und der Drogen ist. An Aurélie gefällt ihm ihre naive und echte Zuwendung. Bis er beschließt, nach Lyon zu gehen und mit ihr Schluss macht. Sie leidet sehr und schreibt noch ein paar Nachrichten, auf die sie keine Antwort erhält. Damit wechselt der Roman von einer melancholisch gestimmten Liebesgeschichte zu einer Art soziologischem Essay, für den die Handlung als Illustration dient. Aurélie findet, dass die Inhalte der Kurse keinerlei Bezug zur Realität haben und da sie sowieso nicht an einer der anerkannten Hochschulen eingeschrieben ist, ihr Abschluss also wertlos wäre. Sie geht nach Paris, kommt in einem Mehrbettzimmer eines Hostels unter und findet sofort eine unbefristete Arbeit als Springerin für eine Firma, die Empfangsdamen vermittelt. Obwohl die Voraussetzung für die Einstellung mindestens Abitur ist, wird nur der Mindestlohn bezahlt und Aurélie muss ab sechs Uhr morgens in Kostüm und Pumps bereit sein, zu wechselnden Arbeitsstellen zu fahren, um manchmal bis Mitternacht an einem Empfangspult vor einem Computer ohne Internetverbindung zu sitzen und meist nur so zu tun, als sei sie beschäftigt. Da sie auf dem korrupten Pariser Immobilienmarkt keine Wohnung findet, hat sie nichts dagegen, als Franck, Mitte 40, Jungmanager aus einer der Firmen, für die sie arbeitet, sich in sie verliebt, und sie zieht zu ihm in seine bürgerliche Zweizimmerwohnung. Franck verdient gut und versucht, Aurélies beruflichen Ehrgeiz zu wecken. Ein echter Gesprächspartner wird für sie jedoch Benjamin, 26, Geschichtsstudent aus Le Mans, der 9 Stunden am Tag Pizza ausfährt, um an der Sorbonne weiter studieren zu können. Stipendium plus Gehalt vom Lieferservice reichen zum Leben nicht aus, er bricht das Studium ab und gibt sein Geld für Drogen aus. Aurélie ist 20 Jahre alt und hasst Paris, sie hasst die Métro und ihre Arbeit, sie schämt sich, dass sie umsonst bei Franck wohnt. Als sie zufällig Alejandro wieder trifft, der auch sein Glück in Paris versucht, beginnen sie ohne großen Enthusiasmus eine neue Affäre, die Aurélie beendet, als sie entdeckt, dass sie schwanger ist. Sie kündigt, informiert ihre Eltern über ihre Rückkehr und als sie die Abtreibungspraxis mit schlimmen Schmerzen verlässt, endet ihre Geschichte.

Didaktische Hinweise

Die junge Autorin hatte 2017 in Frankreich großen Erfolg mit diesem ersten Roman, der autobiographische Anklänge aufweist und die aktuelle Lage der jungen Generation, vor allem aus der unteren Mittelschicht, zum Thema hat. Diese Generation glaubt, die Versprechen der Politik einlösen zu können, scheitert und leidet. Eine kurze Einführung in die Thesen Bourdieus ist ein passendes Referatthema. In der Reihe „Colère jaune“ ist Messina auf france culture zu hören.

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Französisch
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Interkulturelle Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783446266681

Umfang

165 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book