Yanis Varoufakis: Time for Change. Wie ich meiner Tochter die Wirtschaft erkläre

Besprechung

In „Time for Change“ erklärt Griechenlands ehemaliger Finanzminister Yanis Varoufakis seiner Tochter, wie Wirtschaft funktioniert. Auch wenn Varoufakis in seinem Buch durchaus rigorose Thesen vertritt, handelt es sich um ein leicht geschriebenes Buch, in dem komplexe Fragen der Ökonomie abgehandelt werden. Im Mittelpunkt der Überlegungen des Autors stehen brennende Themen wie die herrschende Lehre des Kapitalismus sowie seine Klage über die damit verbundene Ungerechtigkeit und Unterdrückung in der Welt. Varoufakis kritisiert v. a. eine Ökonomie, die sich den Menschen zum Untertan gemacht hat. Barbaren, Technokraten und Zyniker sieht Varoufakis am Werk, die „alles über Preise und nichts über Werte“ wüssten. Dabei macht Varoufakis auch nicht vor seiner eigenen Zunft - den Politikern - Halt, die die Kontrolle über die Wirtschaft verloren und so einer Entwicklung Vorschub geleistet hätten, die dazu geführt habe, dass die Ökonomie unmenschlich geworden sei. Wie sich bei der Lektüre zeigt, geht es Varoufakis gar nicht darum, Argumente und Gegenargumente ausgewogen darzustellen, sondern seine These, dass die freie Marktwirtschaft mit ihrem Wertesystem nur Ängste und Ungerechtigkeiten erzeugt, zu belegen, mit gedanklichen Anleihen bei den Dichtern Sophokles, Marlowe, Goethe und Dickens oder beim Hollywood-Film „Matrix“. Die Empathie, mit der Varoufakis sein Buch geschrieben hat, lässt den Leser rückblickend verstehen, warum Varoufakis bei den Verhandlungen mit den anderen Finanzministern der Eurozone während der Griechenlandkrise kein Gehör gefunden hat.