Siri Kolu: Vilja und die Räuber

Besprechung

Viljas Familie ist im Auto unterwegs, als sie von einem Räuberbus gestoppt wird. Die Bande schnappt sich nicht nur Kleidung, Essen und Barbiepuppen, sondern auch Vilja. Das machen die Räuberbergs sonst nie, aber der Wilde Karlo fand, dass seine Kinder Hele und Kalle genug über einen fehlenden Spielkameraden gejammert haben. Vilja selbst freundet sich mit der skurrilen Truppe recht rasch an – sie verpasst ohnehin nur langweilige Sommerferien mit der nervigen Schwester. Bei den Räuberbergs lernt sie Messerwerfen, ist bei Überfällen mit von der Partie, nimmt sogar am großen Räubertreffen teil und taucht danach bei Karlos Schwester Kaija unter. In den ganzen Wochen hat Vilja die Räuberbergs gut kennen gelernt und weiß, welche mehr oder weniger heimlichen Wünsche jeder von ihnen hegt. Und sie macht sich Gedanken um das, was die Räuberbergs total ausklammern: die Zukunft. Zusammen mit Kaija denkt sie sich eine Lösung aus, die alle Räuberbergs ihre Träume verwirklichen lässt. Nur Vilja muss wieder nach Hause zurück, doch die Räuberbergs versprechen hoch und heilig, sie im nächsten Sommer wieder zu rauben. „Vilja und die Räuber“ lässt Mädchen träumen. Die zehnjährige Hauptperson ist zwar nicht so „tough“ wie die Räubertochter Hele, doch sie hat Köpfchen. Recht nüchtern schreibt sie – im sonst von vielen Dialogen geprägten Buch - all ihre Erkenntnisse übers Räubern und die Familie nieder. Und sie übernimmt Verantwortung dafür, dass jeder - nicht nur der Wilde Karlo, der sich der Wirklichkeit verweigert - zu seinem Recht kommt. Mutter Hilda wünscht sich beispielsweise öfter in einem richtigen Bett schlafen zu können und Kalle träumt davon, in die Schule zu gehen. Auch für sich selbst übernimmt Vilja Verantwortung, obwohl sie sich damit eigentlich keine Wünsche erfüllt, sondern in ihr altes Leben und zu ihrer Familie zurückkehren muss. Sie ist in diesem Sommer ein gutes Stück erwachsener geworden. Das Buch, das an Ronja Räubertochter erinnert, ist mit dem „Finlandia Jugendbuchpreis“ zum wertvollsten Kinderbuch des Jahres 2011 gekürt worden.