Fang Fang: Wuhan Diary. Tagebuch aus einer gesperrten Stadt
Besprechung
Bei dem Buch mit dem Titel „Wuhan Diary, Tagebuch aus einer gesperrten Stadt“ handelt es sich um ein Stück allerjüngste Zeitgeschichte. Die chinesische Schriftstellerin Fang Fang, die in Wuhan lebt, gehörte zu den ersten, die am eigenen Leib den rigiden Shutdown aufgrund des Corona-Virus der chinesischen Regierung erfahren musste: Von Ende Januar bis Anfang April 2020 war die Neun-Millionen-Metropole für 76 Tage komplett von der Außenwelt abgeriegelt. Während dieser Zeit schrieb Fang Fang ihr vielgelesenes Online-Tagebuch, in dem sie sich neben ihren Erfahrungen mit der neuen Situation auch mit der Informationspolitik in Peking kritisch auseinandersetzt hat. Trotz der permanenten Zensur durch die Pekinger Regierung, durch die Fang Fang gezwungen war, mehrfach die Plattform, auf der sie ihre Aufzeichnungen veröffentlicht hat, zu wechseln, haben ihre Aufzeichnungen mehr als 100 Leserinnen und Leser erreicht. Doch obwohl die Autorin die im Januar 2020 getroffene Entscheidung der Pekinger Regierung, Wuhan zwecks Eindämmung des Corona-Virus für 76 Tage komplett abzuriegeln, grundsätzlich begrüßt hat, zeigt sich anhand ihrer Aufzeichnungen auch, wie schwierig es für die Bevölkerung war, an verlässliche Informationen zu kommen, zumal der Eindruck entstanden ist, dass Ärzte, die vor dem wahren Ausmaß des Virus gewarnt haben, kriminalisiert worden sind und das Wissen um Covid-19 nicht öffentlich geteilt worden ist – mit gravierenden Folgen, für die ganze Welt – wie sich später herausstellen soll. Besonders deutlich wird bei der Lektüre von Fang Fangs Tagebuch auch die Diskrepanz zwischen China und der westlichen Welt. Hier steht das von der Autorin durchaus kritisch gesehene autoritäre und rigorose Handeln der chinesischen Regierung einem in Chinas Auge willkürlichen und unkontrollierten Verhalten liberaler westlicher Gesellschaften gegenüber.
Didaktische Hinweise
Fang Fangs Aufzeichnungen sind ein wichtiges Zeitdokument. Sie eröffnen einen Einblick in eine Welt, in der die Regierung zunächst mit Leugnung und dann mit vollständiger sozialer Kontrolle auf das Virus reagiert hat. Fang Fang, die aufgrund ihrer Aufzeichnungen auch mehrfach bedroht worden ist, gibt den Bewohner Wuhans eine Stimme und man bekommt als Leser einen authentischen Einblick in die Gefühlswelt der Menschen, die als erstes die Auswirkungen eines kompletten Lockdowns auf ihren eigenen Alltag erfahren mussten, ohne dass diese zunächst wirklich von der Gefahr des Virus gewusst haben. Auszüge des Buches eignen sich sicherlich sehr gut, um mit den Schülerinnen und Schülern das Geschehene (v.a. auch die politische Dimension der Ereignisse) aufzuarbeiten und zu reflektieren.
Gattung
- Sachbücher
Sachbuchkategorie
- Biografien, Autobiografien, Porträts
- Politik, Gesellschaft
- andere Länder & Kulturen, Reisen, Abenteuer
Eignung
für die Schulbibliothek empfohlenAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
FÜZ
- Interkulturelle Bildung
- Politische Bildung
- Soziales Lernen
Erscheinungsjahr
2020ISBN
9783455010398Umfang
352 SeitenMedien
- Buch