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Marceline Loridan-Ivens: Und du bist nicht zurückgekommen

Besprechung

„Warum war ich, in die Welt zurückgekehrt, unfähig zu leben?“ Diese Frage stellt sich die Protagonistin dieser Erinnerungen, die sie mit einer Journalistin gemeinsam verfasst hat. Sie gibt ihnen die Form eines Briefes an ihren Vater. Während der Zeit in den Konzentrationslagern hatte die damals 15-Jährige von ihm, der nur wenige Kilometer entfernt war, einen letzten, nunmehr verlorenen Brief von ihm bekommen. Nun, 70 Jahre später, versucht sie sich zu erinnern und zu sagen, was passiert ist, nachdem sie aus dem KZ befreit worden war. In Wirklichkeit ist die ganze Familie, wohlhabend und in äußerem Luxus in Frankreich lebend, an den Ereignissen zerbrochen. Der jüngere Bruder Michel hat den Verlust des Vaters nicht überwunden. „Er hatte die Lagerkrankheit, ohne dort gewesen zu sein.“ Als er das Alter seines Vaters erreicht hatte, beging er Selbstmord wie auch seine Schwester Henriette. Die Mutter starb zwei Jahre nach ihrem Sohn. Die Tochter, ohne den Vater aus der Hölle der KZ zurückgekommen, versuchte zweimal sich umzubringen und litt zeitlebens unter Schuldgefühlen, weil sie überlebt hat. Sie wurde durch den KZ-Arzt Mengele Versuchen unterzogen - er war der erste Mann, der sie nackt sah. Ihr Körper reagierte darauf mit einem endgültigen Wachstumsstop. Zudem belastete die Überlebenden die verzögerte oder nicht erfolgte Aufarbeitung der Folgen der Besatzung. „Er hat geantwortet, das sei nicht nötig.“ Der Bürgermeister von Bollène, wo die Familie ein Schloss besaß, will den Namen des Vaters auf dem Kriegerdenkmal verewigen, weigert sich aber zu erwähnen, dass er von dort deportiert worden war. „Nie werden sie uns das Böse verzeihen, das sie uns angetan haben“ warnte ein anderer Überlebender die junge Frau bei der Befreiung. Bis in die Gegenwart der Anschläge von Paris im November 2015 reicht der Bericht der Autorin an ihren Vater. „Alles wird ein weiteres Mal bedrohlich, man nennt uns die Juden Frankreichs.“ Fächerübergreifende Ziele: Politische Bildung

Didaktische Hinweise

Die erfolgreiche Künstlerin Marceline Loridan-Ivens war mit Joris Ivens, einem bekannten Dokumentarfilmer verheiratet, mit dem sie auch zusammengearbeitet hat. Ihr Text gehört zu den eindrücklichsten Zeugnissen der uns nun verlassenden Überlebenden des Holocaust. Es wird in aller Kürze und ohne gefährliches Pathos berichtet. Extreme Szenen wie die letzte Begegnung von Vater und Tochter, die umgehend von den SS-Schergen bestraft wurde, erzielen sicher eine starke Wirkung auf die jugendlichen Leserinnen und Leser. Unüberhörbar ist die Warnung der Verfasserin vor dem Wiederaufleben von Verfolgung und Terror.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Französisch

Erscheinungsjahr

2015

ISBN

9783458176602

Umfang

111 Seiten

Medien

  • Buch