Moritz Rinke: Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel
Besprechung
Gerade will sich Paul Wendland mit einer Galerie in Berlin niederlassen, als seine in Teneriffa lebende Mutter ihn nach Worpswede dirigiert, weil dort das Haus seines Großvaters Paul Kück, der als der Rodin des Nordens bezeichnet wird, im Moor versinkt. Widerwillig begibt sich Paul hin, arrangiert sich mit einem nie anerkannten geistig zurückgebliebenen Nachfahren, dem sogenannten „Null-Kück“, und leitet die Sanierungsarbeiten ein, da er darauf hofft, das Haus mit dem großen Park verkaufen zu können. In dem das Haus umgebenden Garten befinden sich zahlreiche Eisen-Plastiken des Künstlers Paul Kück, der zum Künstler des Jahrhunderts erklärt werden soll. Sie stellen berühmte Perönlichkeiten des 19. Jahrhunderts und der Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts dar, wie Rilke und Willi Brandt. Im Zuge der Trockenlegungsversuche wird aber leider die Plastik eines Nazi-Bonzen, Reichsbauernführer und übler Verfechter der Behauptung, Deutschland brauche mehr Lebensraum, entdeckt. Es beginnt ein Feuerwerk skurriler Vorfälle und Geschichten und der arme Paul Wendland sieht seine ganze Familiengeschichte in Trümmern liegen. Fast begegnet er noch seinem wirklichen Vater. Am Schluss geht das Haus bei den Versuchen, es auf Betonpfeiler zu stellen, durch einen sogennanten „Grundbruch“ auch noch im Moor unter. Es stimmt, was die Kritik schreibt: Rinke ist zu sehr Dramentiker, um seine Personen differenziert zu charkterisieren. Lieber lässt er sie in grotesken Szenen blitzlichtartig erscheinen, so wenn Paul seinen wirklichen Vater zum ersten und letzten Mal in einem Bordell vor der wandgroßen Beamerprojektion einer Vagina stehen sieht. Aber das macht das Buch nicht schlechter. Das von Rinke im Romane zitierte Vorbild Gabriel Garcia Marquez hat damit auch Erfolg gehabt.
Didaktische Hinweise
Parallelen zu Marquez und auch zu Siegfried Lenz' „Die Deutschstunde“ können gezeigt werden. Der Roman kann als Künstler- oder Familienroman und ebenso als Geschichte einer Selbstfindung gelesen werden. Der an das dreiaktige Drama (mit Prolog und Finale) anklingende Aufbau wäre zu untersuchen.
Gattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 12Fächer
- Deutsch
FÜZ
- Kulturelle Bildung
- Sprachliche Bildung
Erscheinungsjahr
2010ISBN
9783462041903Umfang
490 SeitenMedien
- Buch