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Volker Weidermann: Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher

Besprechung

Der 100. Geburtstag und 20. Todestag von Max Frisch (1911-1991) stehen 2011 bevor und lassen eine Fülle von Publikationen zum Leben und Werk des Schweizer Großschriftstellers und Weltautors erwarten. Dabei liegen die interessantesten Dokumente den Menschen M.F. betreffend, darunter der Briefwechsel mit Ingeborg Bachmann, noch in einem Tresor in Zürich - und wenn Marianne Frisch es will, bleiben sie da auch noch.

Den Anfang des in Aussicht stehenden Publikationsreigens machte Juliane Gleichauf mit ihrer klugen und anschaulichen Darstellung "Jetzt nicht die Wut verlieren. Max Frisch - eine Biografie", die bereits im August 2010 bei Nagel & Kimche erschien und von der Kritik beifällig aufgenommen wurde. Nun zieht Volker Weidermann nach, Feuilleton-Chef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, ein Leser und Rezensent, der Frischs Werk ebenso schätzt wie Gleichauf. Das merkt man seinem Text an. Auch Weidermann vertieft sich in den Menschen Max Frisch und in die Suche nach der psychologischen Plausibilität seines Werkes. Dass er dabei nicht unbedingt auf einen sympathischen Menschen trifft, hält der Autor tapfer aus und verschweigt nicht die zum Kitsch neigenden Anfangswerke, die Neigung zu Frauen und Alkohol, nicht den frühen Nationalismus. Konsequent hält Weidermann sich an das um das eigene Ich kreisende Werk Frischs, vor allem an „Stiller“ und „Montauk“, Romanee, zwischen denen 21 Jahre liegen, und „Homo faber“. Wenn er dem nicht ganz traut, was er da liest, sucht er noch lebende Freunde, Zeitgenossen und natürlich – Frauen. Sogar Lynn aus „Montauk“, eigentlich Alice, hat der Autor getroffen und die Fahrt nach Long Island mit ihr noch einmal unternommen.

Befremdlich wirken manchmal der gefühlige Schreibstil des Autors mit vielen Interjektionen („Oh, Unseld wusste, wovon Bichsel da sprach“) und emphatischen Wiederholungen ("Im großen alten Jaguar die Kurven im grünen Tal hinauf und hinauf", an anderer Stelle „immer, immer, immer“) sowie der saloppe Ton ("Der Romane 'Stiller' von Max Frisch ist ein Hammer ..."). Man hätte auch so verstanden, dass ein Nachgeborener sich hier auf Spurensuche befindet. Insgesamt jedoch legt Weidermann eine inhaltsreiche und einfühlsame Darstellung vor. Schade nur, dass inhaltlich und sprachlich so unsauber lektoriert wurde: Im u. a. mit „Heirat“ überschriebenen Kapitel wird gar nicht geheiratet; ausdrücklich will der todkranke M.F. nicht noch einmal ins Rustico nach Berzona, in der „Kurzvita“ ist er in Berzona gestorben; "jenes Stück, in dem die Fragen … unbeantwortet bleiben sind", um nur einige Stellen zu nennen, die bei der Neuauflage verbessert werden sollten.

Didaktische Hinweise

Auch über 20 Jahre nach seinem Tod hat Max Frischs Werk nichts an Aktualität verloren. Auf Weidermanns Darstellung kann dabei mit Gewinn zurückgegriffen werden, da er den Autor Max Frisch, seine Werke und seine Auffassung vom Schreiben trotz der genannten Einwände lebendig und kenntnisreich vor Augen führt.

Alle hier rezensierten Werke von Volker Weidermann

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 12

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2010

ISBN

9783462042276

Umfang

407 Seiten

Medien

  • Buch