Julian Barnes: Vom Ende einer Geschichte
Besprechung
Im ersten, kürzeren von zwei Teilen des Romanes schildert der Ich-Erzähler Tony Webster seine Schulzeit mit zwei, dann, mit Adrian, drei Freunden. Er blickt zurück auf ihre altklugen Beiträge insbesondere zum Geschichtsunterricht, das anschließende Studium und seine erste Liebesgeschichte mit Veronica. Die Erzählung der Jugend endet damit, dass der beste Freund, Adrian, mit Tonys Exfreundin zusammenkommt und bald darauf Selbstmord begeht. Den größten Teil seines Lebens fasst Tony kurz zusammen: Heirat, Kind, Scheidung, Enkel. Dann sollte eigentlich so etwas wie Ruhe folgen, Einssein mit sich selbst, seinem Leben, seinen Erinnerungen. Im zweiten Teil allerdings wird das alles in Frage gestellt und das Gebäude immer wieder hervorgeholter und sorgsam gehüteter Erinnerungen wird schwer erschüttert. Der Erzähler erhält Nachricht vom Tod der Mutter Veronicas, die in ihrem Testament ihn mit dem Tagebuch Adrians bedacht hat. Es beginnt eine lange Suche nach Veronika und den Zusammenhängen. Tony erhält nicht das Tagebuch, aber einen alten Brief, aus dem hervorgeht, dass er die Verbindung zwischen Adrian und Veronica wegs freundlich toleriert hat, wie er sich erinnert. Der Brief enthält im Gegenteil bitterböse Vorwürfe und einen Hinweis auf Veronicas Mutter, an die Tony sich nur wegen einer nicht weiter erklärten Bemerkung über ihre Tochter und einer alltäglich erscheinenden Geste erinnert. Tony trifft Veronika, die für ihn nur kryptische Botschaften hat, ihn einmal an einer Gruppe unter Aufsicht spazierender Behinderter vorbeiführt und im Übrigen versichert, er verstehe überhaupt nichts. Bis zu dem Tag, an dem Tony durch Zufall erfährt, dass einer der Behinderten der Sohn ist, den Adrian mit Veronicas Mutter hatte. Von dem Moment an versteht er immer noch nicht alles, aber er begreift seine Verantwortung und es „herrscht große Unruhe".
Didaktische Hinweise
Anknüpfungspunkte sind die Motive der Erinnerung und der rückwärts voranschreitenden Erkenntnis eigener Schuld wie bei Ödipus. Theorien über Geschichte und der Unterschied zwischen Erinnerung und Dokumentation oder Geschichtsschreibung werden erörtert. Das Buch kann auch als Studie über die englische Klassengesellschaft gelesen werden. Es hat den Booker-Preis erhalten, auch dessen Kriterien könnten Thema für eine Besprechung im Unterricht sein.
Gattung
- Romane
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
- Englisch
FÜZ
- Politische Bildung
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2011ISBN
9783462044331Umfang
182 SeitenMedien
- Buch