Tara Westover: Befreit
Besprechung
Die Autorin erzählt in ihrem autobiographischen Roman, wie sie in einer radikalen Mormonenfamilie aufwuchs und von jeder Schulausbildung ferngehalten wurde, sich aber ein Universitätsstudium bis zum Doktorgrad erkämpfte. Tara heißt auch die Ich-Erzählerin des von Obama zu den Büchern des Sommers 2018 gezählten Romans. Sie wächst in Idaho mitten in einer grandiosen Natur und in einer neunköpfigen Familie auf, die strikt nach den Regeln der Mormonen lebt. Krankheiten heilt die Mutter, die einzige Hebamme der Gegend, mit Kräuteressenzen, ein Arzt wird auch bei schweren Verletzungen nicht gerufen. Der Vater bringt sich mit allerhand Gelegenheitsarbeiten durch, zu denen er immer mehr die Söhne und auch Tara heranzieht. Oft geraten sie dabei in Lebensgefahr, als sie zum Beispiel am Schrottplatz des Vaters riesige Stahlteile mit unzureichenden Mitteln transportieren müssen, oder auch weil der Vater Sicherheitsgurte ablehnt. Sie erleiden schwere Verletzungen, der Bruder verbrennt fast, der Vater kommt bei einem von ihm verursachten Verkehrsunfall beinahe ums Leben. Das bringt ihn nicht zur Einsicht. Seine jüngeren Kinder hält er von jeder Erziehung außerhalb der Familie fern. Nur zwei ältere Brüder, Richard und Taylor, sowie Tara widersetzen sich dem. Taylor besucht ein College, Richard promoviert, Tara setzt durch, in einem Musical zu singen und bringt sich selbst genug bei, um mit 17 Jahren die Aufnahmeprüfung an ein College zu bestehen und erkämpft sich Schul- und Universitätsausbildung, die sie vor allem in Cambridge, England, absolviert. Daneben wächst sie zur Frau heran und tut sich schwer, die ihr angelernten Vorstellungen abzulegen. Ihrem ersten Freund wagt sie nicht zu erzählen, wie es bei ihr zuhause aussieht. Während des Studiums entdeckt sie anhand einer Beschreibung von Symptomen der bipolaren Störung diese als Krankheit ihres Vaters. Als sie ihre Eltern mit den permanenten Misshandlungen durch ihren Bruder Shawn konfrontiert, behaupten sie, Tara sei vom Teufel besessen. Das führt endgültig zum Bruch. Die junge Autorin schreibt manchmal poetisch, wenn sie die Landschaft Idahos schildert, oft auch humorvoll, zum Beispiel wenn sie über ihren Vater und seine Mutter schreibt, sie vertrügen sich wie zwei Katzen denen man die Schwänze zusammengebunden hat (S. 21).
Didaktische Hinweise
Das Buch gefällt jungen Menschen, auch wenn ihre Auflehnung gegen die Eltern und Erzieher weniger außergewöhnlich verlaufen dürfte. Dass man sich Bildung auch erkämpfen muss und welcher Opfer es dafür bedarf, ist eine nützliche Lehre aus dem Roman, der mit spektakulären Szenen nicht spart. Die Gefahr der Extremisierung einer Religion ist am Beispiel des bei uns kaum verbreiteten Mormonentums gut darzustellen, das oberflächlich betrachtet auf einer sehr schlüssigen Erzählung beruht, die aber gefährlich irrationale Elemente enthält
Gattung
- Romane
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 13Fächer
- Deutsch
- Englisch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
FÜZ
- Interkulturelle Bildung
- Kulturelle Bildung
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2018ISBN
9783462050127Umfang
444 SeitenMedien
- Buch