Rebecca Lim: Gefangen Mercy I

Besprechung

Mercy weiß nicht, wer sie ist und woher sie kommt. Sie wacht in einem anderen Körper auf und übernimmt für eine kurze Zeit das Leben eines anderen Menschen. „Souljacking“ ist der Fluch, der Mercy immer wieder zur Umwandlung zwingt und dem sie willenlos folgen muss. Ihr einzig fassbarer Kontakt zu ihrer eigenen Welt ist Luc. Ihm vertraut sie und er warnt sie vor „den anderen“. Mit Lucs Warnung im Ohr wacht Mercy in unserer Welt auf. Als sie zu sich kommt, sitzt sie in Schuluniform gekleidet in einem Bus voller plappernder Mädchen. Allmählich nimmt ihre Umgebung und der Mensch, dessen Geist sie besetzt hat, Kontur an: Sie ist Carmen Zappacosta, ein schüchternes Mädchen auf Chorreise nach Paradise, einem kleinen Ort auf dem Land. Die Chormädchen, auch Carmen, werden bei ihrer Ankunft in Gastfamilien untergebracht. Carmen wird einer seltsamen Familie zugeteilt. Das Haus der Gastgeber wird von aggressiven Hunden bewacht. Die Eltern wirken verschlossen und der smarte Sohn Ryan scheint Carmen nicht ausstehen zu können. Der Grund für die seltsamen Umstände: Lauren, die Tochter der Daleys wurde entführt. Die Eltern gehen davon aus, dass sie bereits tot ist. Nur Ryan, Laurens Zwillingsbruder, ist fest davon überzeugt, dass sie noch lebt. Mercy glaubt ihm. Gemeinsam versuchen sie Lauren zu finden. Eine weitere junge Frau wird entführt, die wie Lauren ein außerordentliches Gesangstalent hat. Die Entführungen scheinen zusammenzugehören. Alles deutet darauf hin, dass die Musik der Schlüssel zu dem Fall ist. „Gefangen“ bildet den Auftakt zu einer weiteren Mystery-Serie. Die in Singapur geborene Autorin Rebecca Lim lässt ihre Heldin Mercy in „Erweckt“, „Besessen“ und „Befreit“ noch drei weitere Seelenwanderungen bestehen. Im ersten Teil wirkt die „andere Welt“ etwas konstruiert. Auch Carmens bzw. Mercys Gefühle für Ryan wirken in der Übersetzung leicht holprig. Der Hintergrund der Entführungsgeschichte, das Chorprobenszenario, hingegen ist unverbraucht und originell. Die doch sehr leicht verständlich gehaltene Sprache gewinnt durch lateinische Zitate aus dem musikalischen Kontext. Auffällig ist das reduzierte, sehr ansprechende Layout des Buchcovers. Eine Serie, die Mystery Fans, zwischen den „Nebeln von Avalon“ und Stephanie Meyers „Biss“-Reihe, sicher begeistern wird.