Gudrun Pausewang: Der einhändige Briefträger
Besprechung
Fast könnte man meinen, für Johann Portner wäre der Krieg zu Ende. Der Verlust seiner Hand an der Front bei Leningrad bedeutet für ihn die Rückkehr in seine Heimat, wo er wieder Tag für Tag die Post für mehrere abgelegene Dörfer austragen muss. Überall kennt man ihn und hofft, dass er Briefe von den Männern, Söhnen und Liebsten bringt, die an den immer näher rückenden Frontlinien kämpfen müssen. Groß ist jedoch auch die Furcht, dass er einen der immer zahlreicheren “Schwarzen Briefe” bringt, die für die Angehörigen eine Todesnachricht bedeuten. Johann erlebt immer wieder die Trauer und hoffnungslose Verzweiflung und kann doch nur selten tröstende Worte finden. In der abgeschiedenen Welt der kleinen Dörfer ist der Krieg überall fast mit Händen zu greifen: Kaum Männer, nur Greise und Invalide, die pathetischen Nachrichten von der Front, die doch immer näher rückt, fast alle Familien von Ängsten und Verlusten gezeichnet, Kriegsgefangene als Hilfsarbeiter, evakuierte Familien und Kinder aus dem Rheinland, Menschen, die voller Überzeugung noch an den Endsieg glauben und die wachsende Zahl derer, die hinter vorgehaltener Hand das Ende des nationalsozialistischen Regimes herbeisehnen. Auch Johann Portner wünscht sich sehnlich das Ende des Krieges herbei. Nicht zuletzt deshalb, weil dann auch das Flüchtlingsmädchen Irmela zurückkehren will, mit der er einige Tage des Glücks erleben durfte. Und doch hat das Schicksal anderes mir ihm vor: Der Krieg ist schon einige Tage vorbei, als er einer tödlichen Verwechslung zum Opfer fällt. Drei Männer halten ihn für den, der sie vors Volksgericht gebracht hat, und hängen ihn auf, ohne zu zögern. Wie alle ihre Bücher ist Gudrun Pausewangs Romane von einer erklärten Absicht getragen: “Helft mir, Kriege zu verhindern”, heißt es im Vorwort. Gerade der Gedanke, die Geschichte fern vom eigentlichen Kriegsgeschehen zu schildern, macht mehr als deutlich, dass man auch in der scheinbar sicheren Heimat dem Schrecklichen nicht entkommen kann.
Didaktische Hinweise
Das Buch bietet sich als Klassenlektüre für ältere Jugendliche an. Das letzte Kriegsjahr wird hier fast intensiver geschildert, als es eine Beschreibung der Kämpfe ermöglicht hätte, auch wenn die Autorin einen eher sachlichen Stil gewählt hat, der eine Identifikation mit dem “Helden” nicht ganz leicht macht. Der Roman kann gerade auch einen Beitrag zur Werteerziehung der Schülerinnen und Schüler leisten.
Gattung
- Romane
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 9 bis 11Fächer
- Chemie
- Geschichte
FÜZ
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2015ISBN
9783473401215Umfang
192 SeitenMedien
- E-Book