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Morton Rhue: Die Welle

Besprechung

In dem 1971 erschienenen Jugendbuchklassiger „Die Welle” von Morton Rhue zeigt der Geschichtslehrer Ben Ross einer amerikanischen Schulklasse anhand eines fatalen Experiments die Entstehung des Nationalsozialismus. Auslöser ist ein Film, den der Lehrer den Schülerinnen und Schülern über die Verbrechen des Nationalsozialismus in Deutschland zeigt. Die Klasse reagiert verstört und möchte von ihrem Lehrer wissen, wie es dazu kommen konnte, dass so viele Menschen der NSDAP beigetreten und Adolf Hitler bereitwillig gefolgt sind. Da Ben Ross seinen Schülern diese Frage nicht zufriedenstellend beantworten kann, versucht er am darauffolgenden Tag mit Hilfe des Slogans „Macht durch Disziplin“, den er an die Tafel schreibt, und mit kleineren Übungen, den Schülerinnen und Schülern der Klasse zu verdeutlichen, wie sich diszipliniertes Verhalten in der Gruppe anfühlt. Hierzu lässt er die Schülerinnen und Schüler aufrecht sitzen, wenn sie eine Antwort geben, müssen sie aufstehen, sich neben ihr Pult stellen und diese kurz und knapp formuliert. Ben Ross, der selbst von dem Zuspruch, den sein Experiment in der Geschichtsstunde erfährt, erstaunt ist, ergänzt am folgenden Tag den bereits eingeführten Slogan durch die Worte „Macht durch Gemeinschaft“ und führt einen gemeinsamen Gruß „Die Welle“ ein. Er selbst lässt sich fortan nur noch mit Mr Ross ansprechen. Vielen Schülern in der Klasse gefällt das neue Gruppengefühl. Hierzu gehört v.a. David, der Ben Ross‘ Regeln gerne auf die erfolglose Footballmannschaft der Schule übertragen möchte, da er der Meinung ist, dass es dieser gerade an Disziplin und Gemeinschaftsgefühl fehle. Das führt schließlich dazu, dass sich „Die Welle“ über das Klassenzimmer hinaus immer weiter verbreitet. Es gibt aber auch kritische Stimmen. Hierzu gehört Laurie, Davids Freundin, die für die Schülerzeitung „Ente“ schreibt. Laurie spricht mit ihren Eltern über das Experiment und Lauries Mutter teilt die Sorge ihrer Tochter, dass „Die Welle“ das Verhalten der Schüler manipuliert. Es kommt zum Streit zwischen Laurie und David. Trotz zunehmender Bedenken führt Ben Ross das Experiment weiter fort,  und führt sein letztes Motto „Macht durch Handeln“ ein. Zudem teilt er Mitgliederkarten aus, von denen manche mit einem roten X als Helferkarten markiert sind. Die Schüler halten sich streng an die Regeln und der vormals unbeliebte Robert Billings wird sogar Ben Ross‘ Leibwächter. Das Experiment gerät jedoch immer mehr außer Kontrolle, als Schüler, die der „Welle“ nicht beitreten wollen oder sich kritisch äußern, körperlich bedroht werden. Laurie ist schockiert und berichtet in der Schülerzeitung über die Vorfälle. Als Ben Ross wiederum von den Vorfällen durch Lauries Artikel erfährt, ist er schockiert und merkt, dass er zu weit gegangen ist. Er beschließt, bei der nächsten Versammlung der „Welle“, dem Experiment ein Ende zu setzen, indem er sich ans Rednerpult stellt und den Mitgliedern der „Welle“ den wahren Führer der Bewegung ankündigt. Zum Erstaunen der Schülerinnen und Schüler, die bisher Ben Ross für ihren „Führer“ gehalten haben, zeigt Ross ihnen ein Bild von Adolf Hitler und erklärt den Schülerinnen und Schülern anhand der Ereignisse der vergangenen Tage das Verhalten der Menschen im Dritten Reich. 

Didaktische Hinweise

Der Roman „Die Welle“, der auf einer wahren Begebenheit beruht, ist auch heute noch von beunruhigender Aktualität, denn er zeigt, wie einfach es ist, Menschen zu manipulieren und für eine gemeinsame Idee zu begeistern. Anhand der Figur von Ben Ross wird auch schnell deutlich, dass im schlimmsten Fall ein Mensch ausreicht, um vielen Menschen eine Ideologie einzuflößen. Die Parallele zu den Mechanismen der NSDAP und der Hitlerjugend sind offenschlicht und werden durch die zahlreichen Bilder aus der NS-Zeit in der neuen Ausgabe umso deutlicher. Bis heute zeigt „Die Welle“ eindrücklich, dass man die von einer Diktatur ausgehende Gefahren nicht unterschätzen sollte und wie viel Mut und Charakterstärke, was Laurie im Roman beweist, es braucht, um sich als Einzelner gegen die Mehrheit zu stellen. Menschen wie Robert Billings, die eher über ein geringeres Selbstbewusstsein verfügen, sind hingegen besonders gefährdet, sich von dem Gruppen- und Gleichheitsgefühl anstecken zu lassen. 

Es lohnt sich bei der Behandlung des Romans im Unterricht auch die beiden Verfilmungen aus den Jahren 1981 und 2008 zu berücksichtigen, wobei die Verfilmung aus dem Jahr 2008 mit Jürgen Vogel in der Rolle des Lehrers Ben Ross stärker vom Inhalt des Romans abweicht, da er einen etwas anderen interpretatorischen Ansatz wählt. Ein Vergleich Buch-Film ist hier besonders ergiebig. Der Verlag bietet Unterrichtsmaterialien zum kostenlosen Download an.

Alle hier rezensierten Werke von Morton Rhue

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 9

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Werteerziehung
  • Soziales Lernen
  • Politische Bildung
  • Kulturelle Bildung
  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie

Erscheinungsjahr

1984

ISBN

9783473580088

Umfang

186 Seiten

Medien

  • Buch
  • Hörbuch
  • Film