Sara Oliver: Gefangen zwischen den Welten / Welten-Trilogie Bd.1
Besprechung
Die 16-jährige Ve ist in ihrem Leben bereits viel gereist. Weil ihre Mutter nach der Trennung von Ves Vater für die Karriere oft den Wohnort gewechselt hat, hat Ve schon in verschiedenen Kontinenten gelebt. Die Sommerferien wird sie nun bei ihrem Vater im bayerischen Oberland verbringen. Der introvertierte Mathematiker hat dort in seiner Heimatgemeinde ein altes, renovierungsbedürftiges Schloss erworben. Als er sie am Flughafen nicht abholt, macht sie sich allein dorthin auf. Doch am Schloss trifft sie nur eine frühere Arbeitskollegin ihres Vaters an, die sich – wie Ve selbst – Sorgen macht, weil ihr Vater verschwunden ist. Eine Spur über seinen möglichen Verbleib liefert ein High-Tech- Aufzug, der Ve in eine Parallelwelt teleportiert. In dieser Parallelwelt ist das Schloss luxuriös renoviert, die Eltern sind nicht geschieden und ihr Ebenbild, Nicky genannt, gleicht ihr nur optisch sehr. Die Unterschiede sind groß – ihre Mutter hat sich hier zu einer frustrierten, alkoholabhängigen Hausfrau entwickelt, während Nicky große Begabungen im mathematischen Bereich aufweist. Wie in Ves Welt ist aber auch hier ihr Vater verschwunden. Vielleicht hat sein Arbeitgeber, ein weltweiter Großkonzern, etwas damit zu tun? Mit Ve auf Spurensuche begibt sich aber nicht nur die ehemalige Arbeitskollegin des Vaters, sondern auch der etwa drei Jahre ältere Finn, in den sich Ve auf Anhieb verliebt hat. Wie sich langsam herausstellt, möchte der Großkonzern die Erfindung des Vaters wirtschaftlich nutzen, um mit Hilfe der Teleporter die Parallelwelt auszubeuten. Zu verhindern ist dies nur, indem die Unterlagen zur Erfindung vernichtet und das Wurmloch geschlossen werden. Das bedeutet aber auch, dass sich Ve von Finn von immer verabschieden muss – ihn gibt es zwar auch in ihrer Welt, aber hier ist er ein arroganter Musikstar… Die Idee Sara Olivers ist interessant: Mit einer wichtigen Entscheidung tut sich gleichzeitig eine Parallelwelt auf, in der sich die jeweils anderen Konsequenzen bemerkbar machen. So erklären sich auch die unterschiedlichen Entwicklungen ihrer Familie. Dass sie allerdings eine charakterliche Veränderung bewirken und etwa Ve zu einer Mathematikern avancieren und ihre Mutter zu einem frustrierten, dicken, süchtigen Mauerblümchen verkommen lassen, ist wohl etwas arg schwarzweiß gemalt. Moralisch manchmal fragwürdig ist Ves Verhalten. Sie agiert bisweilen egozentrisch und hält nicht jedes gegebene Versprechen ein. Ausgeklammert wird auch die Frage, ob der Aufzug nicht auch in einer dritten oder vierten Parallelwelt halten könnte. Letztlich rückt die Frage nach dem Verbleib von Ves Vater etwas in den Hintergrund und bleibt am Ende ungeklärt – aber es ist ja nur das Ende des ersten Bandes der Trilogie… Sehr ansprechend ist das Cover gestaltet. Es lässt jugendliche Leserinnen, die sich auch gut mit der Hauptfigur identifizieren können, rasch nach diesem Werk greifen. Neben der angemessenen Sprache vermag auch der Inhalt sie durch die Liebesgeschichte und den „Was-wäre-wenn“- Gedanken zu fesseln. Trotz der oben geäußerten Kritikpunkte ergeht daher eine Leseempfehlung für alle Mädchen ab 13 – sie finden hierin und in den anderen beiden Bänden „Zerrissen zwischen den Welten“ und „Verloren zwischen den Welten“ Lesefutter zum Träumen.
Didaktische Hinweise
Keine Klassenlektüre, aber eine Empfehlung für eine Buchvorstellung.
Gattung
- Fantasy
- Romane
Eignung
für die Schulbibliothek empfohlenAltersempfehlung
Jgst. 7 bis 9Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2018ISBN
9783473585328Umfang
413 SeitenMedien
- Buch