Ludwig Thoma: Der Ruepp
Besprechung
Der verschuldete Ruepp verhindert, dass sein zum Priester bestimmter Sohn Michael eine Erbschaft macht und so dem erzwungenen Priesteramt entgehen und heiraten könnte. Sein Vater versucht, durch Diebstahl, Bestechung und Meineid selbst an das Geld - die Hinterlassenschaft einer alten Magd - zu gelangen. Als seine Machenschaften scheitern, erhängt er sich. Der älteste Sohn muss nun den verschuldeten Hof übernehmen, der unglückliche Michael wird Knecht und verzichtet auf seine große Liebe.
Ein wichtiges Vorbild für Thoma bildete Anzengrubers Stück „Der Meineidbauer“ (1871/72), in dem sich ähnliche Motive finden, z.B. Erbschleicherei in Verbindung mit einem falschen Eid, Liebe von Kindern verfeindeter Familien, Zwang zum Priesterberuf. Neben der eigentlichen Geschichte ging es Thoma auch um die Darstellung einer noch heilen bäuerlichen Welt mit positiv besetzten Figuren wie dem verständnisvollen Pfarrer oder der treuen Magd. Der Grund für die menschlichen Verfehlungen liegt für ihn in der Abkehr von alten Werten wie Fleiß, Bescheidenheit und echter Frömmigkeit. Gleichzeitig kann der Roman auch als politische Parabel gelesen werden, v. a. im Vergleich mit Thoma's gleichzeitig entstandenen Veröffentlichungen im Miesbacher Anzeiger. So wie der Ruepp seinen Hof heruntergewirtschaftet hat, habe auch Wilhelm II. Deutschland in die Katastrophe des Weltkrieges getrieben, da er die Politik des von Thoma verehrten Bismarck nicht fortgesetzt habe.
Didaktische Hinweise
Behandlung im Unterricht: historischer Hintergrund; biographische Bezüge; Vergleich mit ausgewählten Artikeln aus dem Miesbacher Anzeiger; Aufbau: Charakteristik der Personen; Gegensatz als zentrales Motiv; Darstellung der bäuerlichen Gesellschaft mit ihren Hierarchien und Werten; Idyllisierung
Gattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
FÜZ
- Kulturelle Bildung
- Politische Bildung
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
1987 (1922)ISBN
9783492105432Umfang
247 SeitenMedien
- Buch