Georg von Wallwitz: Odysseus und die Wiesel

Besprechung

Die Vorteile des Blicks über den Zaun sind allgemein bekannt. Der Verfasser dieser ebenso interessanten wie vergnüglichen Einführung hat als studierter Mathematiker und Philosoph gleich den doppelten Vorteil: Er kann als professioneller Fondsmanager und kompetenter Insider ebenso nach außen blicken wie als Philosoph von außen auf das Geschehen an den Finanzmärkten. Beide Blickwinkel führen bei Wallnitz zu einer mit sicherem, kenntnisreichen Urteil gewürzten Einschätzung des Geschehens an den Börsen. Im historischen ersten Teil beleuchtet der Autor zum Beleg seiner Thesen spektakuläre Geschehnisse aus der Geschichte der Geldmärkte ab dem 17. Jahrhundert und führt dann grundlegende theoretische Konzepte vor, nach denen die Finanzmärkte funktionieren bzw. funktionieren sollten. Wallwitz stellt dabei immer wieder auf die grundsätzlichen menschlichen Verhaltensmuster ab, an denen gerade in diesem Wirtschaftsbereich nichts läuft, und dafür steht paradigmatisch bei ihm der homerische Schlaumeier Odysseus mit seinen erfolgreichen Überlebensstrategien. Aus den schon vom griechischen Historiker Thukydides auf den Begriff gebrachten grundlegenden Triebkräften des Menschen, Furcht, Ehrgeiz und Nutzen, leitet Wallwitz auch das Treiben der heutigen „Wiesel“ ab. Diese stehen metaphorisch für die Broker, Fondsmanager und Händler. Die als Drameninszenierung aufgezogene Darstellung, sprüht vor Esprit, ist ein überaus amüsanter Spiegel für Börseninsider, aber auch für alle, die von dem dortigen Geschehen fasziniert sind. Selbst der Geldmarktlaie wird von dem in ironischer Distanz gehaltenen Duktus angetan sein und mag vielleicht gar zu dem vom Autor ebenfalls herausgegebenen „Börsenblatt für die gebildeten Stände“ greifen.