Eugen Ruge: Metropol
Besprechung
„Metropol“ ist quasi das Vorgängerbuch zu Eugen Ruges bekanntem autobiographischen Familienroman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“. Er beschreibt Schicksalsjahre seiner Großeltern, überzeugter Kommunisten, in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg. Charlotte und Wilhelm sind den Nazis entkommen, sie befinden sich in Moskau und wollen die Sowjetunion mit aufbauen. Aber sie geraten in die Mühlen der stalinistischen Säuberungen und werden aufgrund ihrer Bekanntschaft oder Freundschaft mit einem jüdischen Genossen, jetzt „Volksfeind“, im ehemals luxuriösen „Hotel Metropol“, ganz nah am Kreml, quasi eingesperrt und müssen warten, welches Schicksal ihnen beschieden ist. Werden sie abgeholt und angeklagt oder kommen sie davon? Quälend ihre Situation: Sie entwerfen Entschuldigungsbriefe, in denen sie sich rechtfertigen und Selbstkritik üben, Charlotte steht in der Winterkälte mit schlechtem Schuhwerk stundenlang an, um etwas zu essen zu erhaschen, gebannt verfolgen sie, wer von den Leidensgenossen im Hotel verschwindet. Während Wilhelm all das immer noch in die großen Überzeugungen der Wahrheit und Richtigkeit des Systems einbauen will, erlaubt der Erzähler zumindest Charlotte manchmal Zweifel. Das Buch gibt einen großartigen Einblick in die Mentalität und die ausweglose Situation der überzeugten Kommunisten, deren Idealismus durch Stalins Terror auf eine harte Probe gestellt wurde.
Didaktische Hinweise
Unbedingt für die Schule geeignet, als Leseempfehlung, für den Geschichtsunterricht und den Deutschunterricht, auch auszugsweise oder als Grundlage für Referate.
Themenvorschläge für Fachreferate/schriftliche Arbeiten:
- Untersuchen Sie das erzählerische Verfahren zwischen Fiktionalisierung und Verwendung der realen Briefe und Mitteilungen.
- Analysieren Sie die unterschiedliche Darstellung der kommunistischen Überzeugungen der beiden Hauptfiguren.
- Verfassen Sie zu den im Buch erwähnten Personen und Geschehnissen einen historischen Kommentar.
- Vergleichen Sie das Buch mit Julian Barnes' Roman „Der Lärm der Zeit“ und/oder Alexander Osangs „Die Leben der Elena Silber“.
Gattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignet und zum VorlesenAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
- Geschichte
FÜZ
- Kulturelle Bildung
- Politische Bildung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2019ISBN
9783498001230Umfang
429 SeitenMedien
- Buch