Adam Haslett: Stellt euch vor, ich bin fort

Besprechung

Nach einer überstandenen schweren Depression Davids heiraten er und Margaret. Sie leben teils in England, Davids Heimat, teils in den USA und bekommen drei begabte und attraktive Kinder. Aber Davids Depression, das „Ungeheuer“ lauert weiter, und in den sechziger Jahren sind die Behandlungsmöglichkeiten noch sehr beschränkt. Die Krankheit Davids wirkt sich nicht nur auf die seelische Befindlichkeit seiner Frau und seiner Kinder aus, auch finanziell gibt es immer wieder Engpässe. Zu den jüngeren Kindern hat David ein gutes Verhältnis, dem ältesten Sohn, Michael, der ein besonders interessanter Junge ist, begegnet er nicht ohne Misstrauen, sieht er doch in ihm eine Art Wiedergänger seiner eigenen Person. Und tatsächlich wird auch Michael krank werden, trotz seiner Leidenschaft für Musik und seinem zunächst engagierten, später wahnhaften Eintreten für eine Wiedergutmachung des den Schwarzen angetanen Unrechts. Nicht zuletzt der Missbrauch von Psychopharmaka führt Michael in die Katastrophe. Beide, Vater und Sohn, erliegen schließlich dem „Ungeheuer“, indem sie Selbstmord begehen. Erzählt wird aus der Perspektive aller Familienmitglieder: warmherzig, authentisch, kritisch (gegenüber dem Amerika der mangelhaften Krankenversicherungen, der gnadenlosen Studienkredite etc.). Der Autor hat selbst seinen Vater durch Selbstmord verloren, das erklärt sicher auch die sensibel-überzeugende Darstellung. Es handelt sich um einen Roman über ein Amerika, das eben nicht „great“ ist, diese geplagte Familie ist es aber sehr wohl. Die Familienmitglieder lieben sich und leiden aneinander, sie versuchen sich zu helfen, scheitern oft, aber nicht immer. Übersetzt von Dirk van Gunsteren.