Daniel Kehlmann: Ruhm
Besprechung
Die neun Figuren dieses Romans von Daniel Kehlmann sind auf den ersten Blick gar nicht auf der Suche nach Ruhm, vielmehr verschwinden sie oder finden sich in einer anderen Welt oder einer anderen Identität wieder. Der Computerspezialist Ebling kauft ein Mobiltelefon und wird von fremden Menschen angerufen, die ihn für einen anderen halten. Für kurze Zeit streift er die Identität eines Mannes über, dem alles zuzufallen scheint, den Frauen anhimmeln, der gefragt und angerufen wird. Dann schweigt das Telefon und Ebling wird wieder zu dem, der er war.Elisabeth, die Geliebte des Schriftstellers Leo, will nur eines: keine seiner Figuren sein, nicht in einem seiner Romane auftauchen. Eine Krimiautorin geht für diesen Schriftsteller auf Reisen und verschwindet irgendwo in einem Land weit im Osten. Ein Internetblogger überzieht seine Mitblogger mit wüsten Beschimpfungen und wünscht sich, dass Leo ihn zu einer Romanefigur macht. Ein Mann verliert Arbeit und Verstand, weil er das Doppelleben zwischen Familie und Geliebter nicht mehr koordinieren kann.
Die Figuren werden durch Orte und Gegenstände miteinander verknüpft und durch ihren Erfinder, den die alte Rosalie überredet, sie doch nicht sterben, sondern in einer anderen Romanwelt weiterleben zu lassen. „Von all meinen Figuren ist sie die klügste“, stellt der Autor deshalb fest. Elisabeth begreift in der letzten Geschichte, dass sich Leo aus ihrem Leben gestohlen hat. Er war der Autor, der sie erfunden hat. „So machten sie es wohl“, denkt Elisabeth, „so stahlen sie sich aus der Verantwortung. Schon war er überall und hinter den Dingen und über dem Himmel und unter der Erde wie ein zweitklassiger Gott, und es gab keine Möglichkeit mehr ihn zur Rechenschaft zu ziehen.“Kehlmanns Spiel mit dem Erzähler, mit dem Autor und seinen Figuren vermischt Realität und Fiktion, Leben und virtuelles Dasein und stellt die uralte Frage nach der Unabhängigkeit des Ich, das sich heutzutage zwangsläufig in einer medialen Welt bewegt.
Didaktische Hinweise
Für Deutschlehrer, die ihren Schülern beibringen müssen, dass der Autor nicht der Erzähler ist, stellt dieser Romane eine richtige Herausforderung dar, versteckt sich der fiktive Autor hier doch tatsächlich hinter dem Erzähler und wird zu einer Figur des literarischen Werks. Über Kehlmanns neuen Roman „Ruhm“ sind zahlreiche Rezensionen erschienen. Eine Auswahl kann man unter dem folgenden Link nachlesen: www.perlentaucher.de/buch/31290.html. Als Sekundärliteratur zu empfehlen ist der Band: Daniel Kehlmann. Text und Kritik, Bd. 177
Gattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2009ISBN
9783498035433Umfang
203 SeitenMedien
- Buch