John Updike: Sucht mein Angesicht

Besprechung

Die Handlung des Romanes ist minimal - eine Studentin der Kunstgeschichte interviewt eine alte Dame. Fast einen ganzen Tag verbringt sie bei ihr. Sie stellt der Künstlerin überwiegend Fragen, die sich mehr auf ihre verschiedenen Ehen und die Ehemänner beziehen, von denen zwei berühmte Künstler und der dritte ein reicher Sammler waren. Zwischen den beiden Frauen entsteht eine schwierige Beziehung. Die jüngere will Privates wissen, aber Distanz wahren, die ältere fühlt sich einerseits ausgehorcht, zumal ein Tonband das Gespräch festhält, andererseits gerät sie immer tiefer in ihre Erinnerungen und verspürt das Bedürfnis, der jungen Frau etwas Essentielles mitzuteilen. Als sie selbst gerade zwanzig war, kam sie nach New York und landete in der Kunst-Szene, die später als „Abstrakter Expressionismus“ bezeichnet wurde und begehrte und teuer bezahlte Kunstwerke hervorbrachte. Sie heiratete Zack, der ein Abbild Jackson Pollocks ist. Seine Drogen- und Alkoholexzesse versuchte sie durch einen Umzug aufs Land zu verhindern, schließlich gelang ihr das nicht. Zack nahm sich eine Geliebte und kam bei einem Autounfall ums Leben, als sie selbst gerade im Ausland weilte. Den Rest ihres Lebens spielt sie nun die Rolle der Witwe, was an dem Interview-Tag einen vorläufigen oder angesichts ihres hohen Alters auch endgültigen Höhepunkt findet. Updike selbst hat Kunst studiert und erzählt durch das Medium der Malerwitwe die Geschichte der amerikanischen Kunst der Nachkriegszeit - nicht ohne Witz und Klatschgeschichten.