William Sutcliffe: Auf der richtigen Seite

Besprechung

Welche entscheidende Rolle Jugendliche im Nahostkonflikt spielen, zeigt sich in der Tagespolitik: Israelische Jugendliche werden entführt von Palästinensern, arabische Jugendliche von orthodoxen jüdischen Fundamentalisten ermordet. Sutcliffes Romane ist demnach eine aktuelle Auseinandersetzung mit den Eskalationen, die zurzeit in Israel beobachtet werden müssen. „Auf der richtigen Seite“ beschreibt aus der Perspektive von Joshua den völlig verrückten Alltag in einem Land, in dem man eine Mauer errichten muss, um sich vor den Angriffen der palästinensischen Mitbewohner zu schützen, in dem die Menschen dies- und jenseits dieser Mauer nichts voneinander wissen, in dem man Menschen aus politischen Gründen daran hindert, ihre Zitronenbäume zu gießen. Joshuas Vater ist in einem Grenzgefecht ums Leben gekommen und nun lebt er mit Mutter und Stiefvater in Amarias, einer fiktiven Siedlung, die scharf bewacht werden muss und in der nichts von dem modernen Luxus „echt“ ist. Joshua entdeckt eines Tages durch Zufall einen Tunnel, der unter der Mauer durchführt, landet in palästinensischem Gebiet, wird dort von radikalen Jugendlichen als Israeli erkannt und verfolgt und erreicht „die richtige Seite“ nur mit der Hilfe von Leila, die ihn versteckt und unterstützt. Er kehrt zurück, um sich bei ihr zu bedanken und verspricht nun ihrem Vater, sich um die Zitronenbäume zu kümmern, die dieser nur einmal im Monat besuchen darf. Diese Zitronenbäume und der sie umgebende Garten werden ihm in den nächsten Wochen zum Zufluchtsort vor seinem radikal-orthodoxen Stiefvater.

Sutcliffe hat den Romane nach einer Teilnahme am palästinensischen Literaturfestival geschrieben. Neutral ist seine Stellungnahme zum Nahostkonflikt sicher nicht, zu holzschnittartig ist die Gestaltung der Figuren. Vor allem Joshuas Stiefvater, der Siedler, ist verzerrt zur diabolischen Fratze. Doch Neutralität sollte auch nicht das Ziel sein. Westlichen Jugendlichen wird hier eine Sichtweise angeboten, mit der sie sich identifizieren können oder nicht. Das Verdienst des Buches ist es, dass sich überhaupt deutsche Jugendliche auf das Thema einlassen. Einfühlsam und spannend wird die psychologische Situation eines Jungen ihres Alters beschrieben. Dabei wird auch nicht davor zurückgeschreckt, die Gewalt zu zeigen, die nicht nur die beiden Gesellschaften bestimmt, sondern die sich auch in die israelischen Familien gefressen hat.