Nils Mohl: Mogel
Besprechung
Eigentlich hat man nach „Es war einmal Indianerland“ (Jugendliteraturpreis 2012) und „Stadtrandritter“ nun ein Ende der Stadtrandtrilogie von Nils Mohl erwartet. Wenn nun in „Mogel“ zwar einzelne Figuren aus diesen beiden Romanen auftauchen, so ist der für Mohl mit 200 Seiten sehr knapp ausgefallene Exkurs zwar eine Fortsetzung, sicher aber noch nicht das Ende der Saga. Ein kleiner Milieuwechsel findet statt: Miguel, bislang als Bewohner des „Südturms“ Teil einer Clique oder „Combo“, wie er es nennt, landet in einer Reihenhaussiedlung und muss sich mächtig ins Zeug legen, um von seinen alten Kumpeln noch akzeptiert zu werden. Nachdem sich beim „Bierpongo“ herausstellt, dass er nur „Pussy-Bier“, also Alkoholfreies, zu bieten hat, verdonnern ihn diese dazu, sich von zwei Freundinnen als Mädchen herausstaffieren zu lassen. Miguel wird zu Miguela und geht nicht nur zur Tanke Bier holen, sondern dann gleich noch in die Disco, wo ihm Gelegenheit gegeben wird, seiner Flamme Candy näher zu kommen. Der Plot selbst ist nicht überraschend, aber die Art und Weise könnte auch Nicht-Leser zum Weiterlesen treiben. Dies wird einerseits in authentischer Jugend-, ja Jungensprache, präsentiert, andererseits kommen auch Deutschlehrkräfte auf ihre Kosten in verzwickten Sprachspielereien (Ellipsen, Kurzsätze, Neologismen und die bei Mohl so typischen Übertragungen von Äußerlichkeiten auf die Bezeichnung für Figuren, von „Papierhütchen“ bis zu „Glitzersakko“) oder in der Brechung der Chronologie durch den Entstieg mitten in der Geschichte bei Kapitel 16 bis 19 und einem späteren Rückgriff auf die Vorgeschichte ab Kapitel 1.
Didaktische Hinweise
Mohl zu lesen macht einfach Spaß und wenn die Schülerinnen und Schüler herausbekommen, wie er das macht, ist das sicher kein Schaden. Besonders spannend ist an diesem Roman natürlich, dass sich hier ein Junge als Mädchen aufführen will und dabei immer wieder nur seine Klischees und Beobachtungen von außen benutzen muss. (Selbst der Autor scheint keine weibliche Unterstützung hinzugezogen zu haben, sein Dank geht jedenfalls nur an seine männlichen Freunde!) Diese Geschlechtertauschgeschichte in einer gemischten Klasse zu lesen, kann dazu führen, dass Geschlechtermuster von der anderen Seite persifliert werden, umso wichtiger ist es, dass der Roman uns ganz verschiedene Jungentypen anbietet. Das Motiv des Geschlechtertauschs hat ja an sich schon eine gewisse literarische Tradition, die im Deutschunterricht ruhig einmal wieder aufgegriffen werden könnte (allen voran die Geschlechtertauschsammlung aus der DDR (Kirsch, Wolf, Morgner).
Gattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 10Fächer
- Deutsch
FÜZ
- Soziales Lernen
Erscheinungsjahr
2014ISBN
9783499215377Umfang
208 SeitenMedien
- Buch