David Walliams: Gangsta-Oma
Besprechung
Ben, ein 11-jähriger Junge, lebt in einer Familie, die viele negative Klischees bedient. Die Mutter, die in einem Nagelstudio arbeitet, und der Vater, ein eher dicklicher, wenig erfolgreicher Kaufhausdetektiv, lieben Tanzsendungen. Sie kaufen Accessoires der Stars und wünschen sich für ihren Sohn auch eine entsprechende Karriere. Wenn sie die Möglichkeit haben, eine Fernsehaufzeichnung live zu verfolgen, schieben sie Ben bei seiner Oma ab. Der mag sie, findet sie aber doch recht langweilig. Sie ist halt in ihrem Aussehen, ihrer Kleidung, ihrer Ernährung und ihren Freizeitbeschäftigungen die klassische Oma und hat so meist andere Interessen als ein 11-Jähriger. Seine Großmutter erfährt aber davon, ist getroffen und erzählt ihm, dass sie einst eine gesuchte Juwelendiebin gewesen sei. Ben beeindrucken ihre Geschichten zu den gestohlenen Klunkern und er wird hellhörig, als ihm Oma von den wertvollsten Juwelen überhaupt, den Kronjuwelen der Queen, erzählt. Er ersinnt eine Möglichkeit, diese zu stehlen, wobei ihm seine Klempner-Leidenschaft zugutekommt. Der Plan soll in Angriff genommen werden. Parallel dazu verstrickt sich Ben gegenüber seinen Eltern in eine Lügengeschichte, die ihn zu einem Tanzauftritt nötigt. Das dann doch alles ein bisschen anders kommt als geplant, ist angesichts einer Verbrechergeschichte ganz gut. Williams überzeichnet die Figuren stark und entwirft dafür Klischeebilder. So isst die Oma wohl ausschließlich Kohl und pupst ständig. Die Eltern haben gar kein Interesse an ihrem Sohn und seiner Klempnerleidenschaft. Durch diese Extreme wird aber für Kinder der Wandel der Figuren gut deutlich: Die Oma entpuppt sich als ganz und gar nicht langweilige, sondern unterhaltsame, liebenswerte Person. Auch die Eltern lernen einiges dazu und akzeptieren ihren Sohn und seine Leidenschaft fürs Klempnern. Mit dem Tod der Oma am Ende verlässt Williams letztlich ganz die unterhaltsame Ebene der Räuberpistole und bringt nochmals erzieherische Werte ein, die auch vorher schon ganz nebenbei einfließen. Dass der Leser die inhaltlichen „Brocken“ kaum so empfindet, liegt nicht nur an der unterhaltsamen Erzählweise des aktuell erfolgreichsten britischen Kinderbuchautors und des Übersetzers Salah Naoura, sondern auch an den witzigen Illustrationen von Tony Ross. Alle drei bis vier Seiten finden sich gute Zeichnungen oder auch lautmalerische Schriftspielereien, die Inhalte nochmals pointiert auf den Punkt bringen.
Didaktische Hinweise
Ein empfehlenswertes Buch für alle Fünft- und Sechstklässler. Es lädt dazu ein, selbst eine weitere Stelle ihrer Wahl zu illustrieren. Die Figuren lassen sich gut charakterisieren, es gibt immer einen klaren Wendepunkt, der zu einer Verhaltensänderung führt. Bei den Eltern ist es Bens unsäglicher Tanzauftritt, bei der Oma das belauschte Telefonat. Dazu können der Umgang mit älteren Menschen in unserer Gesellschaft, aber auch die eigenen Berufswünsche Thema im Unterricht sein. Da das Buch eher die Durchschnittsfamilie mit normalen Berufen und Berufswünschen beschreibt, lässt es auch leichter Gespräche darüber zu. Fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel: u.a. Familienerziehung, Berufliche Orientierung
Gattung
- (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)
- Romane
Eignung
sehr gut als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 5 bis 6Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)
FÜZ
- Berufliche Orientierung
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2016ISBN
9783499217401Umfang
249 SeitenMedien
- Buch