Hans-Joachim Schädlich: "Sire, ich eile ..." Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle
Besprechung
Genial kompiliert der Autor Briefstellen der Betroffenen und von Zeitgenossen, zeichnet historische und biographische Ereignisse nach und lässt den Leser selbst Schlüsse ziehen: Der Philosoph auf dem Thron, der Antimacchiavell, zeigt sich als gewalttätiger Eroberer und eifersüchtig-besitzgieriger König, der den großen Philosophen an sich binden und dominieren will. Voltaire, der große Aufklärer und kluge Geistesmensch, offenbart seine Schattenseiten und tritt dem Leser auch egoistisch, manipulativ und geldgierig gegenüber. Die Beziehung zwischen beiden wird mehr und mehr zum Debakel, vom Menschlichen her desavouieren sie sich gründlich. Hans-Joachim Schädlich entwirft in seiner Novelle das Bild einer aufgeklärten Epoche, die u. a. Frauen wie der Marquise du Châtelet wissenschaftliche Tätigkeit und libertinäre Freiheiten ermöglichte. Verblüffend knapp, pointiert und kommentarlos geschrieben hinterlässt das schmale Buch einen lebhaften und vielschichtigen Eindruck der Zeit und der Protagonisten.
Didaktische Hinweise
Gut geeignet als Lektüre in der Klasse, zur Bearbeitung im Rahmen von Projekten und Referaten oder Seminararbeiten und auch auszugsweise zur literarischen Textanalyse. Hierfür eignen sich zu S. 46 - 49 folgende Aufgabenstellungen: Verfassen Sie eine Inhaltsangabe: Voltaire und seine Geliebte Émilie unterhalten sich über eine Einladung Friedrichs, der Voltaire (allerdings ohne Émilie) auf Schloß Moyland bei Kleve sehen will. Während Émilie dem König mit deutlichem Misstrauen begegnet und sein rüdes Verhalten ihr gegenüber verärgert konstatiert, verteidigt ihn Voltaire zumindest halbherzig als aufgeklärten Monarchen. Die Entscheidung fällt für das Treffen aus, nicht zuletzt deswegen, weil Émilie Voltaire aus Angst vor Friedrich dazu rät. Das Treffen verläuft für Voltaire sehr angenehm; zunächst heilt er Friedrichs Fieber mit einer Medizin und reüssiert dann mit seiner Philosophie; Beschreiben Sie die Erzähltechnik: Dezent auktorialer Erzähler, Kompilation Zitate, Erzählbericht, szenisches Erzählen, äußerste Knappheit, Ellipsen, auch optische Auflockerung, Notwendigkeit genauen Lesens; Charakterisieren Sie Voltaire, Friedrich, Émilie:Voltaire: zögernd, arglos, selbstbewusst, mutig, eitel; Friedrich:werbend, rücksichtslos, berechnend, gebildet, mutig, intelligent; Émilie: klug, eigenständig, vernünftig, klarsichtig, vorsichtig; Inwiefern zeigt die Szene am Krankenbett des Königs, dass der Absolutismus noch nicht überwunden ist? Vorsicht und Angst der Ärzte, Betonung von Voltaires ungewöhnlich freiem Verhalten
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
- Geschichte
Erscheinungsjahr
2013ISBN
9783499255366Umfang
144 SeitenMedien
- Buch