Markus Feldenkirchen: Was zusammengehört

Besprechung

Benjamin ist Mitte dreißig und ein erfolgreicher Banker. Seine Beziehungen sind allerdings flüchtig und seine irische Jugendliebe Victoria hat er nie vergessen. Durch einen Brief aus Irland und den Auftrag seines Chefs zur Reise dorthin (just im Moment der Finanzkrise) werden Erinnerungen an einen deutsch-irischen Schüleraustausch im Jahr 1989 wachgerufen. Benjamin war damals 16 und mit seiner Klasse und dem sympathisch-skurrilen Lehrer Boell (einem Altachtundsechziger) nach Irland gefahren. Boells Begeisterung für das „Irische Tagebuch“ des anderen „Böll“ und die Iren überhaupt wird durchgehend deutlich. Die Härte und Rigidität des irischen Katholizismus allerdings erlebt Benjamin, als er sich in die reizende Victoria verliebt, die von ihrem Vater, dem Bürgermeister von Killarney, geradezu eingesperrt wird. Die Liebesgeschichte geht auch nicht gut aus, Victorias Befreiungsversuch scheitert und Benjamin wird mit einem nichtssagenden Brief abgespeist. Der mittlerweile erwachsene Benjamin sieht ernüchtert ein gewandeltes Irland, allerdings erfährt er aus dem Brief (von Victorias Mutter), wie es damals wirklich war und von der Existenz seiner Tochter. Damit enden das Buch und Benjamins persönliche Geschichte vor dem Hintergrund einschneidender Ereignisse der deutschen und irischen Geschichte. Das Buch liest sich anrührend und interessant, ein wenig störend ist die vielleicht als Gegengewicht zur emotional aufgeladenen Geschichte gedachte selbstironisch kommentierende Erzählhaltung.