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Ulrich Plenzdorf: Die neuen Leiden des jungen W.

Besprechung

Aus Protest gegen die Zwänge der „Spießerwelt“ und eine Schul- und Lehrlingsausbildung, in der individuelle Kreativität nicht gefragt ist, verlässt Edgar sein Zuhause, seine Lehrstelle und die Kleinstadt, um sich in einer leer stehenden Gartenlaube am Rande (Ost-) Berlins niederzulassen. Als Idole des Langhaarigen, der Popmusik hört und Jeans trägt, fungieren Robinson Crusoe und Holden Caulfield, Hauptfigur aus J. D. Salingers Roman über einen pubertierenden Jungen „The Catcher in the Rye“ (dt. „Der Fänger im Roggen“). Bis ihm auf dem WC ein Reclamheftchen in die Hände fällt: Goethes Briefeoman „Die Leiden des jungen Werthers“. Macht er sich zunächst auch in seinem Jargon über dessen unverständliche Sprache lustig („Leute, das konnte wirklich kein Schwein lesen“), so verliebt er sich bald in die Kindergärtnerin Charlie und beginnt in den Wertherzitaten (die er seinem Freund Willi auf Tonband gesprochen zuschickt) eine Umschreibung seiner eigenen Gefühle zu sehen: Da Charlie mit dem angepassten Studenten Dieter verlobt ist, der bald darauf auch auftaucht, sind es Unglücksgefühle.

Um zu beweisen, dass er im Rahmen des Arbeitskollektivs seiner Anstreicherbrigade nicht nur provozieren , sondern auch in konstruktivem Sinne tätig werden kann, experimentiert er in seiner Laube an der Entwicklung einer fragwürdigen Farbspritze und erhält dabei zuletzt einen tödlichen Stromschlag; die Laube brennt ab. Ohne prinzipiell die - sozialistische - Gesellschaft abzulehnen ("Ich hatte nichts gegen Lenin und die ... Kein einigermaßen intelligenter Mensch kann heute was gegen den Kommunismus haben"), wirft Edgar in ironisch-kritischer Brechung den Kernkonflikt Werthers in aktualisierter Form auf: Die Konfrontation des Individuums in seinem Wunsch nach Selbstverwirklichung mit der etablierten Gesellschaft und ihren Normen.

Didaktische Hinweise

Untersuchung der wechselnden Perspektiven (Wechsel zwischen Handlungsebene und Kommentaren aus dem Jenseits)-Sprachuntersuchung (Jargon) und Sprachvergleich (z. B.: Jugendsprache heute); Vergleich mit (Auszügen aus) Goethes „Werther“, Salingers „Der Fänger im Roggen“

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geschichte
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

Erscheinungsjahr

2003 (1972)

ISBN

9783518188399

Umfang

200 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book