Cingiz Ajtmatov: Djamila
Besprechung
Sadyk, der Ehemann Djamilas, dient der Sowjetarmee an der Front; Djamilas Stellung wird schon durch ein Indiz charakterisiert: In seinen Heimatbriefen grüßt er sie entsprechend ihrer gesellschaftlich festgesetzten Rangfolge immer erst ganz am Ende des Textes. Djamila aber fällt in ihrer selbstbewussten Art aus einer traditionellen Frauenrolle: Einerseits verrichtet sie körperlich anstrengende „Männerarbeit“, andererseits weiß sie sich zudringliche männliche Bewerber souverän vom Hals zu halten. Als sie schließlich den träumerischen und gefühlvollen Kriegsheimkehrer Daniyar kennen lernt, der seinerseits in seiner scheuen Art aus dem Klischee vom männlichen Draufgänger fällt, verlässt sie mit ihm ihre Heimat und damit ihre bisherigen Bindungen. Die Geschichte wird uns aus der Perspektive von Sadyks fünfzehnjährigem Stiefbruder Sayd dargeboten, der die Schwägerin heimlich liebt, sich als ihr Beschützer fühlt und schließlich der einzige ist, der ein Gefühl für die Liebe jenes Paares aufbringt, das nun gesellschaftlich verfemt wird. Er selber aber entdeckt dabei seinen Drang zum Malen und hält das Liebespaar und sein Fortgehen in einem Bild fest. Dank ihrer lyrischen Sprache vermag die Erzählung trotz ihrer Kürze ein intensives und stimmungsreiches Bild der Hauptfigur und ihres Lebensumfelds zu zeichnen und konfrontiert in gefühlvoller Weise ein modernes Frauenbild mit konventionellen Normvorstellungen.
Didaktische Hinweise
Ganzschriftlektüre (Leitmotive, Thematik, Sprache). Mmögliches Projekt: Vergleich mit anderen „Liebesgeschichten“ bzw. Beziehungen, die in Konflikt zu gesellschaftlichen Normvorstellungen geraten. Landschaftsschilderungen im Dienste einer bestimmten Stimmungslage der Protagonisn. Aufsatzunterricht: literarische Charakteristik, literarische Erörterung bzw. Erörterung im Anschluss an einen Text
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
Erscheinungsjahr
1990 (1959)ISBN
9783518380796Umfang
95 SeitenMedien
- Buch
- E-Book