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Ulrike Edschmid: Ein Mann, der fällt

Besprechung

Ein namenlos bleibender Mann und die Ich-Erzählerin, seit drei Jahren ein Paar, mieten im Jahr 1986 in eine Wohnung in einem Charlottenburger Eckhaus. Die Beschreibung der Renovierungsarbeiten lässt einen ahnen, was der Titel schon andeutet: Der Mann stürzt von der Leiter und zieht sich Rückenverletzungen zu, die zu einer Lähmung ab dem Hals führen. Die Erzählerin beschreibt, wie es weitergeht. Schlimme Zeiten voller Depressionen, der Trauer ob des Verlusts, aber auch des Kampfes, um Bewegungs-fähigkeit zurückzugewinnen, zuerst mit Hilfe eines Rollstuhls, dann mit Krücken, minutenweise, dann immer länger. Der Mann ist Architekt und mitten in einem Stadterneuerungsprojekt verunglückt. Nach einem Jahr fängt er an, stundenweise in seinem Büro zu arbeiten. Die Genesung, wenn man es so nennen kann, wird durch neue Stürze verzögert. Er bleibt ein Mann, der fällt, aber er kann wieder aufstehen. Die Erzählerin schildert den mühsamen Weg, den sie beobachten und ein wenig unterstützen kann. Daneben erzählt sie von den Veränderungen im Haus, das sie trotz allem tatsächlich bezogen haben. Es wird dreimal verkauft, Mieter ziehen ein und aus. Der Wohnungsmarkt boomt in Berlin nach dem Mauerfall, um die Jahrtausendwende noch einmal. Der Lärm und die Musik aus dem Lokal im Erdgeschoss wird nicht weniger.

Didaktische Hinweise

Es geht in dem kurzen Roman um ein reales Ereignis, den Unfall, der parallel zur Entwicklung der Stadt und des Viertels von der Ich-Erzählerin, die der Autorin offenbar sehr nahe ist, geschildert wird. Der Mann und die Stadt müssen sich entwickeln, Hindernisse überwinden, Rückschläge ertragen. Ein anderes Thema ist die Liebe, der einschneidende Verlust von Gemeinsamkeiten, wie das Tanzen, der Besuch von Ausstellungen usw., zugleich die Rückeroberung einer Zukunft. Dabei kommt der ganze Romane ohne Dialog aus. Edschmids vorheriger Romane, Das Verschwinden des Philip S., hatte biografische Hintergründe und eine ähnliche Struktur: die radikale Wende ist dort der Tod des Lebensgefährten, der sich Ende der 60ger Jahre im Untergrund radikalisiert hatte und 1975 von der Polizei erschossen wurde.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2017

ISBN

9783518425817

Umfang

188 Seiten

Medien

  • Buch