Svenja Leiber: Staub
Besprechung
Der Ich-Erzähler Jonas Blaum, ein Arzt, ist ein unglücklicher, getriebener und tablettenabhängiger Mensch. Er besucht einen alten Freund in Jordanien und erinnert sich dabei an das schlimmste Erlebnis seiner Kindheit: In den achtziger Jahren lebte er mit seiner Familie eine Weile in Riad. Eines Tages verschwand seine kleine Schwester (die immer ein Junge sein wollte und sich Semjon nannte). Sie war im Bus zurückgeblieben, auf Grund der Geschlechtertrennung hatte seine Mutter in einem abgetrennten Abteil des Busses ohne die Kinder fahren müssen. Nach panischem Suchen taucht Semjon wieder auf, verstört, schweigend, mit Schmuck behängt, damit als Mädchen erkennbar. Er/sie wird sich ebenso wie der Rest der Familie nie davon erholen und stirbt kurz nach der Heimkehr nach Deutschland. In Amman lernt Jonas wieder ein Kind kennen, Alim, vorzeitig vergreist, weil er an einer rätselhaften Krankheit leidet. Jonas schließt Alim ins Herz, sieht ihn auch als eine Art Wiedergänger von Semjon, kann ihn aber nicht retten. Das Buch verschränkt nicht nur die Zeitebenen der Gegenwart und der achtziger Jahre, sondern blickt auch auf viele Splitter der arabischen Kultur und Religion, deren Vielfalt zumindest ansatzweise abgebildet wird. Sowohl die „Kaufmentalität“ des Westens wird vorgeführt wie auch die feudalistisch-brutalen Strukturen des Ostens, wobei sich die Kulturräume am Ende vielleicht gar nicht mehr so unterscheiden, wie der Titel „Staub“ nahelegt.
Didaktische Hinweise
Ein schwieriges Buch, kaum auf einen Nenner zu bringen. Zu empfehlen für literarisch-philosophisch-theologisch interessierte Leser, die sich dem Weltgeschehen gegenüber aufgeschlossen zeigen. Man muss allerdings mit einem gewissen Durchhaltevermögen ausgestattet sein und darf sich nicht für alles Auflösungen erwarten.
Gattung
- Romane
Eignung
für die Schulbibliothek empfohlenAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2018ISBN
9783518427903Umfang
243 SeitenMedien
- Buch