Lindsey Fitzharris: Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner

Besprechung

In ihrem Buch mit dem Titel „Der Horror der frühen Medizin“ beschreibt die Autorin Lindsey Harris die historische Entwicklung der frühen Medizin. Schwer entzündete Wunden, Beinamputationen, Brustentfernungen, Bauchöffnungen bei vollem Bewusstsein waren im 19. Jahrhundert an der Tagesordnung. Zu einer Zeit, in der die Narkose noch nicht erfunden worden war, setzten sich Patientinnen und Patienten mit Händen und Füßen gegen die drohende Operation zur Wehr, selbst wenn sie Heilung ersehnten. Die einzige Möglichkeit, dass die Patienten den Eingriff bei vollem Bewusstsein überlebten, war, die Operation so schnell wie möglich und ohne Rücksicht auf Verluste durchzuführen, ansonsten wäre der Blutverlust nicht kontrollierbar gewesen. Dieser Ansatz änderte sich jedoch im Laufe des Jahrhunderts und man drang auf eine Professionalisierung der Chirurgie. Der Hauptheld des Buches, der berühmte Joseph Lister, wollte von Schnelligkeit, mit der die Ärtze die Operationen durchführten, nichts wissen. Er legte sein Augenmerk direkt auf die Ursache der immens hohen Sterblichkeit in den Krankenhäusern und deren völlige Missachtung jeglicher Hygiene. Die Ärzte, die von Mikroorganismen noch nichts wussten und Operationen in Straßenkleidung durchführten, trugen selbst zum Tod zahlreicher Patienten bei. Joseph Lister, der dies ahnte, führte strenge Desinfektionsregeln ein, musste aber, wie man in Harris Buch erfährt, dabei gegen die Borniertheit seiner eigenen Zunft ankämpfen, die sich nur langsam für die Säuberung von OP-Wunden und das Händewaschen erwärmen konnte.