Charles Dickens: Oliver Twist oder Der Weg eines Fürsorgezöglings
Besprechung
Nach dem Tod seiner Mutter auf dem Kindbett muss Oliver neun Jahre lang die unmenschlichen Bedingungen im Armenhaus sowie Selbstgefälligkeit und menschliche Härte der Aufseher - allen voran des Büttels Mr. Bumble – kennenlernen. Als er, angestiftet durch andere, naiv um einen kleinen Nachschlag bei der täglichen Wassersuppenzuteilung bittet, wird er empört in die Lehre bei einem Leichenbestatter abgeschoben und ihm wird ein Ende am Galgen prophezeiht. Nach einem Streit mit einem anderen Fürsorgezögling der bösartigen Mordabsicht beschuldigt, flieht er verzweifelt nach London. Dort gerät er in eine Bande jugendlicher Taschendiebe, die für den Juden Fagin arbeiten, der vergeblich versucht, aus Oliver einen schlechten Menschen zu machen. Statt sich an einem Taschendiebstahl zu beteiligen, wird Oliver vom Bestohlenen, Mr. Brownlow, aufgenommen. Um ihn doch noch an die Welt der Verbrechen zu binden, entführt ihn die Bande; er soll zum Mittäter bei einem Einbruch gemacht werden. Dabei wird Oliver verletzt, stellt sich freiwillig der überfallenen Hausbesitzerin Mrs. Maylie und ihrer Pflegetochter Rose. Wieder erhält er Liebe und Fürsorge. Durch Nancy, ein Mädchen aus der Jugendbande, das Oliver helfen möchte und das kriminelle Leben zu bereuen beginnt, wird schließlich der Anstoß zur Aufklärung von Olivers Schicksal gegeben: Ein Unbekannter namens Monks hatte Fagin beauftragt, Oliver in Verbrechen zu verwickeln. Er erweist sich als Halbbruder des unehelich geborenen Oliver, der dessen testamentarisch bestimmten väterlichen Erbteil unterschlagen hat und alles unternommen hat, die Spuren zu verwischen, die Olivers Herkunft hätten klären können. Mr. Brownlow – zufällig einst ältester Freund von Olivers Vater – deckt die Intrige zuletzt auf und adoptiert Oliver. Die Bande zerfällt. Nancy wird von ihrem Mann ermordet, er selbst erdrosselt sich versehentlich auf seiner Flucht. Fagin wird hingerichtet. Andere Bandenmitglieder sterben fern der Heimat. Monks aber erhält seinen Anteil am Erbe und soll straflos ausgehen, um ihm eine Abkehr von seinem lasterhaften Leben zu ermöglichen: Er geht in die neue Welt, wo er bald sein Erbe durchgebracht hat, im Gefängnis landet und stirbt. Das Buch schildert einerseits in realistischer Weise soziale Missstände im London der 1830-er Jahre bzw. im englischen Armenwesen. Andererseits sind viele Gestalten klischeehaft angelegt. Während Oliver selbst stets eine edle, engelsgesichtige Erscheinung bleibt – und entgegen seiner Sozialisation im Armenmilieu vollendete Wohlerzogenheit und Edelmut an den Tag legt –, sind die dominierenden Bösewichte des Romanes von Grund auf schlecht, könnte Fagin etwa eine Figur aus einem antisemitischen Lehrbuch sein. - Auch die Aneinanderreihung von Zufällen und geradezu opernhafter Schlussplateaus rücken den Romane manchmal etwas ins Kolportagehafte.
Didaktische Hinweise
Auch Geschichte, Ethik und Religionslehre. Werteerziehung Behandlung im Unterricht: In Auszügen, da als „Kinderbuchklassiker“ nicht jahrgangsstufengerecht aufbereitet und als Ganzschriftlektüre wohl zu umfangreich sowie teilweise von diskussionsbedürftigem literarischen Anspruch: - Elemente des Kolportageromanes, realistisches Erzählen, Herausarbeiten von Stereotypen und Rollenklischees- Aufsatzunterricht: Inhaltsangaben von ausgewählten Episoden mit Fragen zum Text, begründete Stellungnahme zu ausgewählten Problemen im Text
Gattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Geschichte
- Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)
FÜZ
- Soziales Lernen
Erscheinungsjahr
2001 (1837/38)ISBN
9783538069301Umfang
576 SeitenMedien
- Buch