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Andreas Steinhöfel; Peter (Ill.) Schössow: Rico, Oskar und das Herzgebreche

Besprechung

Der zweite Roman über Rico und Oskar spielt in den Sommerferien in Berlin. Die Freunde haben mehr Zeit und Gelegenheit, sich Gedanken darüber zu machen, warum die Welt der Erwachsenen so kompliziert und freudlos ist. Offenbar, so spricht es Rico Doretti aus, verschwindet in der Pubertät alle Farbe aus dem Leben der Menschen, weil ihr Herz einen Riss bekommt. Einen Riss bekommt es aktuell schon bei Oskar, dessen alleinerziehender Vater den Jungen bei Dorettis abgibt, weil er „Abstand brauche“. Und auch Rico hat ersten Liebeskummer, vor allem aber macht er sich Sorgen um seine Mutter, die neuerdings oft ganz abwesend und bedrückt erscheint. Eines Abends geht er mit seinem Freund und der Mutter zum Bingospielen ins Gemeindezentrum. Oft hatte die Mutter dort schon wertlose Plastiktaschen gewonnen. Da klärt ihn der Freund auf: Die Mutter hat ihren Schein gefälscht und - es sind echte Schlangenhauttaschen mit Zertifikat, die die Mutter am Folgetag wie bisher schon immer im Internet versteigert. Nun beginnt die Recherche: Wie kommt die Mutter dazu, kriminelle Handlungen zu begehen? Gibt es jemanden, der sie erpresst? Was sind das für Leute, mit denen sie in einer Bar arbeitet? Um den illegalen Warentransporten auf die Spur zu kommen, schließen sich Rico und Oscar einem älteren Herrn an, der ein Auto hat und sich mit ihnen auf die Verfolgungsfahrt macht. Schon bald geraten sie in große Gefahr. Alle Personen des Romans sind äußerst differenziert gezeichnet, allen voran Rico, der seine Erlebnisse per Computer in ein Ferientagebuch schreibt. Er weiß um seine Langsamkeit im Denken und schildert seine Panik angesichts von schwierigen Situationen als ein Durcheinanderrollen von Bingokugeln im Kopf. Aber er weiß auch, dass diese Kugeln sich plötzlich ordnen und ihm Lichtblicke verschaffen können, die auch seinen klugen Freund verblüffen. Oskar, der Hochbegabte, trainiert sein Gedächtnis und lenkt sich so ab, um nicht seine emotionale Verlassenheit durch die Eltern spüren zu müssen. Seine dunkle, riesengroße Brille verbirgt seine Traurigkeit. Bei Rico und seiner an sich warmherzigen Mutter ist er gut aufgehoben. Was aber passiert, wenn beide Kinder sie eines gesetzeswidrigen Verhaltens überführen? Einfach ist diese Entscheidung nicht, überhaupt ist diese Lebenswelt alles andere als leicht zu bewältigen.

Damit ist der Autor ganz nahe an den Problemen seiner jungen Leser. „Rico, Oskar und das Herzgebreche“ ist ein Buch, das man gemeinsam mit Kindern lesen sollte, weil es eine Menge Gesprächsanlässe bietet und die Leser schmunzeln lässt - bei Ricos Kommentaren und durch viel Situationskomik. Die Überzeugung, dass Kinder, ob minder- oder hochbegabt, Probleme lösen können und sie spontaner angehen als Erwachsene, steckt spürbar hinter der Geschichte. Es ist dabei vor allem die Zugewandtheit von Rico dem Freund und anderen Menschen gegenüber, die zum Erfolg führt. Planvoll setzen beide ihre Helfer ein. Natürlich werden damit auch neue Problemfelder dieser Helferfiguren aufgedeckt, aber letztlich durch das Zusammenarbeiten in Ansätzen gelöst. Das bringt eine insgesamt sehr positive Grundstimmung. Die Unverblümtheit und der Humor des Buches, mit denen Steinhöfel die modernen Lebenswelten schildert, überzeugen. Der Roman ist spannend, nachdenklich und zugleich auch glücklich stimmend.

Didaktische Hinweise

Die Lektüre empfiehlt sich im Deutsch- und Ethik- oder Religionsunterricht. Dabei kann auch die vom Autor gesprochene CD mit Gewinn herangezogen werden, denn die einzelnen Kapitel sind so kurz, dass man sie gut überschauen kann. Wichtig wäre es, die Beziehungen der einzelnen Personen zueinander zu klären, z. B. durch eine Skizze, die die Schüler entwerfen, durch Abbildungen, die die zusammengehörenden Personen gleichen Farben zuordnen, und durch Zeichnungen der Schauplätze, auf denen sie jeweils auftreten. Es bietet sich an, ein Drehbuch für einen Film zu schreiben, weil die Situationskomik dabei erfasst und genutzt wird. Welche Schauspieler müssen gesucht werden? Die Schüler können ein Casting vorbereiten. Die Handlungsorte können recherchiert und auf einem Stadtplan eingetragen werden. Gibt es in der eigenen Stadt Viertel, in denen man den Film drehen könnte? Überdies ließe sich ein Storyboard zum Handlungsablauf zeichnen. Dabei können die Illustrationen von Peter Schössow einbezogen, d. h. erweitert und/oder verändert werden.

Alle hier rezensierten Werke von Andreas Steinhöfel; Peter (Ill.) Schössow

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 5 bis 8

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

Erscheinungsjahr

2009

ISBN

9783551554598

Umfang

268 Seiten

Medien

  • Buch