Joanne Horniman: Über ein Mädchen
Besprechung
Anna ist verliebt und eindrücklich werden die verschiedenen Phasen dieser Liebe dargestellt, von der Anziehung über die ersten Missverständnisse bis hin zu einer schmerzhaften Trennung. Nebensächlich ist dabei, dass Flynn – was der deutsche Leser vielleicht nicht gleich so einschätzt – ein Mädchen ist und die Ich-Erzählerin Anna von ihrer selbstverständlich körperlichen Liebe zu ihr schreibt. Sympathisch ist demnach, dass der erste Teil des Buches die lesbischen Gefühle nicht zum Problem macht, die Beziehung nicht als gesellschaftlich problematisches Coming-out inszeniert, sondern als selbstverständliche Gefühle zwischen zwei Menschen. Dass auch in Australien, wo der Romane spielt, lesbische Liebe nicht ganz selbstverständlich ist, wird im Folgenden klar. Anna erzählt von ihrer Vergangenheit: wie sie sich schon immer fremd gefühlt hat, wie sie vor sich und anderen vertuschen wollte, dass sie Frauen liebt (auch noch die Freundin ihres Vaters, der die Familie verlassen hat!). Es wird deutlich, wie sensibel und verletzlich Anna ist. Auch von Flynn lässt sie sich schnell einschüchtern, verschweigt ihre Eifersucht, die doch immer wieder an ihr nagt und akzeptiert schließlich, dass Flynn zu ihrem Freund zurückkehrt. Anna selbst kehrt zu ihrer Mutter zurück. Der Aufbruch in eine neue Stadt, der neue Beruf als Buchhändlerin, der Versuch, sich von den Verletzungen der Kindheit zu befreien, scheint damit erst einmal gescheitert. Die australische Autorin Joanne Horniman hat schon eine Reihe von Kinder-und Jugendbüchern vorgelegt und es gelingt ihr, Anna, die erst einmal eher unsympathisch und zurückhaltend wirkt, in ihrer spät-pubertären Entwicklung authentisch darzustellen. Besonders die spröde und doch sensible Sprache erklärt, warum der Romane auf der Nominierungsliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis stand.
Didaktische Hinweise
Als gemeinsame Lektüre für eine ganze Klasse eignet sich das Buch nur bedingt, wenn wirklich sichergestellt werden kann, dass alle ohne Hemmungen über Liebe und Sexualität sprechen können. Komplizierter wird das vielleicht noch in gemischten Gruppen von Mädchen und Jungen. Und trotzdem ist dieses Buch etwas Besonderes, das vielleicht individuell gelesen oder bewusst anderen „LiebesRomaneen“ gegenübergestellt werden könnte.
Gattung
- Romane
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 9 bis 11Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
FÜZ
- Familien- und Sexualerziehung
Erscheinungsjahr
2013ISBN
9783551582713Umfang
224 SeitenMedien
- Buch