Zoran Drvenkar: Der letzte Engel
Besprechung
Motte, 16, bekommt eine anonyme Mail, dass er noch in dieser Nacht sterben wird. Als er aufwacht, stellt er fest, dass ihm zwei Flügel gewachsen sind; sein toter Körper liegt im Bett. Mottes Vater verhält sich seltsam, als er seinen toten Sohn findet: Er telefoniert und beschwert sich, dass Motte noch drei Jahre gehabt hätte. Esko (ein Engel ohne Flügel) und Mona (ein zehnjähriges Mädchen mit besonderer Begabung) sind auf dem Weg zu Motte, um ihm zu helfen. Doch auch der brutale Lazar sowie Gehilfen des dubiosen Zaren interessieren sich für den als Engel wiedergeborenen Jungen. Die vielen Zeitsprünge bringen nach und nach Licht in die komplexe Handlung und schaffen die Querverbindungen zwischen den vielen Hauptfiguren: Manchmal werden nur wenige Stunden alte Zusammenhänge hergestellt, dann wieder erleben wir Hintergründe der Suche bzw. Jagd nach den Engeln aus der Zeit der Gebrüder Grimm (die als Forscher der Märchen und Mythen mit in die Handlung verwoben sind), stellenweise gerät der Leser mitten in den Kampf um Gut und Böse zu Beginn der Menschheit vor einigen hunderttausend Jahren.
Interessant ist der Wechsel der Erzählhaltungen: Motte ist in „seinen“ Kapiteln eine Ich-Perspektive zugeordnet, er ist also ein klassischer Ich-Erzähler; Lazar wird in „seinen“ Kapiteln nur mit „du“ angesprochen (und somit auch der Leser), womit Drvenkar den „Du-Erzähler“ etabliert. Alle anderen Kapitel werden von einem auktorialen und personalen Erzähler beherrscht.
Didaktische Hinweise
Vor diesem Krimi muss doppelt gewarnt werden. Aufbau und Komposition sind virtuos, die Zeitsprünge unglaublich, die Figuren plastisch. Herausgekommen ist eine Geschichte, die die Leserin/den Leser fesselt und noch lange schwelgen und grübeln lässt. Gleichzeitig aber sind die Szenen, in denen gekämpft und getötet wird, unsäglich brutal. Wer also eine verspielt-romantische Engelsgeschichte wie Isabel Abedis „Lucian“ erwartet, liegt völlig falsch. Insofern eine Empfehlung für jede Bibliothek an weiterführenden Schulen und für Buchvorstellungen - allerdings erst ab etwa der 8. oder 9. Jahrgangsstufe. In einem dreiminütigen Videotrailer bei www.randomhouse.de beschreibt der Autor Inhalt und Entstehung des Romanes.
Gattung
- Science-Fiction
- (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)
- Romane
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 13Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2012ISBN
9783570154595Umfang
432 SeitenMedien
- Buch
- E-Book
- Hörbuch