Reiner Engelmann: Anschlag von rechts

Besprechung

Fußend auf einer wahren Begebenheit analysiert der Sozialpädagoge Reiner Engelmann in „Anschlag von rechts“ den Wurf eines Molotowcocktails ins Fenster einer Flüchtlingsunterkunft. Während seiner Recherchen nahm er an der Gerichtsverhandlung teil und führte lange Gespräche mit den vom Anschlag betroffenen Flüchtlingsfamilien. In seiner fiktiven Umsetzung der Geschehnisse beschreibt Engelmann zunächst in zwei kurzen, aber aussagekräftigen Szenen die rechte Gesinnung der Tatbeteiligten. Dann folgt er im ersten, mit „Flucht aus ...“ überschriebenen Teil des Buchs fünf Einzelschicksalen der Flüchtlinge, die aus Afghanistan, Somalia, Syrien, Pakistan und Simbabwe stammen. Voller Empathie und auf bedrückende Weise spannend werden hier hautnah die Fluchtursachen, die Gefahren während der Flucht und die Hoffnungen der Flüchtlinge auf ein besseres Leben in Sicherheit dem Leser nähergebracht. Da die einzelnen Geschichten zumeist aus der Perspektive der Kinder erzählt werden, wird die Verzweiflung, die Menschen dazu bewegt, ihre Heimat zu verlassen, umso deutlicher. Der zweite Teil „Die Tat“ beschäftigt sich mit den Tätern, zwei jungen Männern und einer jungen Frau, die sich an dem schicksalshaften Abend befeuert von Rechtsrock und Alkohol entschließen, einen Molotowcocktail zu bauen und in die Flüchtlingsunterkunft zu werfen. Die anschließende Festnahme durch die Polizei, die Verhöre, die Verteidigungstaktik der Rechtsanwälte, die familiären und gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen die rechtsextreme Gesinnung der Straftäter entstand, und schließlich die Gerichtsverhandlung bis zur Urteilsverkündung werden hier spannend aufgearbeitet. Das Buch endet mit einer Zusammenstellung verschiedener Fluchtursachen und einem interessanten Glossar, in dem unter anderem Symbole, Organisationen und Musikgruppen der rechtsextremen Szene kurz vorgestellt werden. Einfühlsam und kompetent seziert Engelmann den Anschlag.