Jay Asher: Tote Mädchen lügen nicht
Besprechung
Die junge Hannah Baker hat sich das Leben genommen. Zuvor hat sie ein Paket mit dreizehn besprochenen Kassetten auf die Post gebracht. Adressat ist ein Mitschüler, der zu ihrem Entschluss beigetragen hat und der nach Anhören der Botschaft auf den Kassetten diese an die nächste dort erwähnte Person schicken soll. Der Roman beginnt da, wo der Ich-Erzähler Clay das Paket an Jenny auf den Weg bringt und die vergangenen 24 Stunden rekapituliert, in denen er die Kassetten abgehört und seine Rolle, ja auch Schuld, am Tod der Mitschülerin reflektiert. Der Abschiedstext ist in diese Erzählung in kursiver Schrift montiert, die Kapitel sind nach den Nummern und A- und B-Seiten der Kassetten benannt. Zu den Kassetten gibt es noch eine Postkarte mit einem Stadtplan, auf dem die entscheidenden Schauplätze zu Hannahs Geschichte markiert sind, die Clay während des Anhörens aufsucht. Dazu muss er sich einen Walkman besorgen. Dass er ihn einem der Jungen, die zum Kreis der Betroffenen gehört, klaut, ist eine etwa konstruierte Episode. Es geht um die Rollen, die Mitmenschen für eine Person spielen, die bewusste oder unbewusste Schuld, die sie durch ihr Handeln oder Unterlassen auf sich ziehen und die erst in der Verkettung mit dem Agieren anderer wirksam wird. Die Beteiligung des Erzählers ist allerdings recht unschuldig – er hat das Mädchen wirklich geliebt und als sie ihn abwies, war das schon die Folge von Übergriffen anderer. Arg durchschaubar ist, dass so Sympathie und Identifikation mit dem Vermittler der Geschichte erhalten werden sollen. Auch der Wechsel der Erzählebenen erfolgt manchmal sehr schnell, die Einschübe des Erzählers sind recht flach und beschränken sich oft auf Drohungen oder dunkle Andeutungen gegenüber anderen Beteiligten. Ein trotz seiner Thematik unterhaltsames Jugendbuch, das vom üblichen „Who-done-it-Schema“ abweicht.
Didaktische Hinweise
Der Roman war in den USA ein großer Erfolg. Eine Lektüre im Original, zumindest in Auszügen, wäre Gewinn bringend. Im Deutschunterricht liegt ein Vergleich mit Goethes „Werther“ nahe. Auch „Virgin suicides“, deutsch „Die Selbstmord-Schwestern“, von Jeffrey Eugenides könnte herangezogen werden.
Gattung
- Romane
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 9Fächer
- Deutsch
- Englisch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
Erscheinungsjahr
2009ISBN
9783570308431Umfang
283 SeitenMedien
- Buch