Monica Hesse: Das Mädchen im blauen Mantel
Besprechung
Ein packender Roman über junge Menschen im Widerstand
Der Roman spielt im Januar 1943 in dem von den Deutschen besetzten Amsterdam. Monica Hesse verknüpft darin den historischen Hintergrund geschickt mit einer Krimihandlung und mehreren komplizierten Liebesgeschichten zwischen Teenagern.
Die Ich-Erzählerin Hanneke arbeitet bei einem Bestatter, der sie auch als Kurierin für Schwarzmarktgeschäfte einsetzt. Von ihrem Lohn und den auf dem Schwarzmarkt erworbenen Lebensmitteln kann das Mädchen sich und seine arbeitslosen Eltern ernähren. Allerdings leidet die junge Frau unter Schuldgefühlen, da sie ihren Freund Bas dazu gebracht hat, sich freiwillig zur niederländischen Armee zu melden. Während der nur wenige Tage andauernden Kämpfe gegen die Deutschen hat Bas sein Leben verloren.
Im Zuge ihrer Kurierdienste lernt Hanneke eine alte Frau kennen, die bei sich ein jüdisches Mädchen versteckt hält, das allerdings bald wieder verschwindet, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Obwohl Hanneke sich nicht in diese lebensgefährliche Form des zivilen Ungehorsams hineinziehen lassen will, macht sie sich, neugierig geworden, auf die Suche nach Mirjam. Dabei trifft sie auf eine Untergrundorganisation, der auch der Bruder ihres verstorbenen Freundes angehört. Die jungen Leute fotografieren die Deportationen und bringen Säuglinge in Sicherheit, indem sie die Babys mit Einwilligung der Eltern aus dem jüdischen Kinderheim schleusen und adoptionswilligen Holländern übergeben. Die Mitglieder der Widerstandsgruppe helfen Hanneke dabei, Mirjam zu finden, aber das einzige Merkmal, an dem Hanneke die junge Jüdin erkennen kann, ist ihr auffälliger blauer Mantel. Eines Tages glaubt Hanneke, Mirjam auf den von der Widerstandsgruppe angefertigten Farbfotos zu erkennen, welche die Vorgänge vor der Sammelstelle zeigen, in der die Verfolgten bis zur Deportation untergebracht werden. Hanneke überredet die Mitglieder der Widerstandsgruppe dazu, Mirjam zu befreien. Allerdings geht der Plan gründlich schief und Mirjam wird von den Deutschen erschossen. Verzweifelt und verwirrt organisiert Hanneke Mirjams Beerdigung und stößt dabei auf Ungereimtheiten, die Hanneke zu einem Eifersuchtsdrama und vertauschten Identitäten führen. Am Ende der Geschichte findet Hanneke doch noch die echte Mirjam, die der Deportation entfliehen konnte.
Didaktische Hinweise
„Eine Anmerkung zur historischen Genauigkeit“ der Autorin bettet die erfundene Handlung in den historischen Hintergrund ein und zeigt den Leserinnen und Lesern auf, welche Teile des Romans erfunden (alle Ereignisse um Hanneke, Mirjam und ihre Freunde) und welche historisch belegt sind (das jüdische Kinderheim, die Widerstandesgruppen, die Rettung der Säuglinge, die Farbfotos von den Deportationen).
Monica Hesses Roman erhielt den renommierten Edgar Award in der Kategorie „Junge Erwachsene“ und 2019 den Preis der Jugendjury des Deutschen Jugendliteraturpreises. Der Verlag Random House hält auf seiner Webseite kostenloses Unterrichtsmaterial zum Herunterladen bereit. Neben einer ausführlichen Kapitelübersicht finden sich in der aufwendig gestalteten Unterrichtseinheit auch fertig ausgearbeitete Arbeitsblätter zum historischen Hintergrund, zur Personenkonstellation und zur Charakteristik der Figuren, wobei sich intensive Textarbeit und kreative Schreibaufgaben abwechseln und auch die Fächerübergreifenden Bildungsziele berücksichtigt werden. Eine Zusammenarbeit mit dem Geschichtsunterricht bietet sich bei der Besprechung dieses Romans selbstverständlich an.
Gattung
- Romane
- (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)
Eignung
als Klassenlektüre geeignet und zum VorlesenAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 10Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Geschichte
FÜZ
- Interkulturelle Bildung
- Kulturelle Bildung
- Politische Bildung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2018ISBN
9783570313190Umfang
384 SeitenMedien
- Buch
- E-Book