Nancy Grossman: Draußen wartet die Welt

Besprechung

Eliza Miller ist sechzehn Jahre alt. Sie lebt in einer Welt ohne Musik, ohne Kino, ohne Kleidung mit Knöpfen, ohne Strom, ohne Computer, ohne Mobiltelefon und ohne Auto. In der Gemeinde der Amischen, in der sie aufgewachsen ist, sind Gegenwart und Zukunft festgelegt. Eliza weiß, sie wird heiraten, Kinder bekommen, ihre Kleidung selbst nähen und tagaus, tagein im Haushalt und auf dem Hof ihres Ehemannes hart arbeiten. Aber diese Vorstellung erträgt sie nicht mehr. Sie will die Zeit des „Rumspringa“ anders nutzen, als ihre Mutter dies vorgesehen hat. Wird ein junges Mitglied der Gemeinde sechzehn Jahre alt, so darf es seine Heimat verlassen und sich in den amerikanischen Städten ausprobieren. Anschließend kann es selbst entscheiden, ob es zurück in seine Welt geht und sich taufen lässt oder ob es die Gemeinde für immer verlässt. Allerdings bestimmen die Eltern das Ausmaß der Freiheit, das den jungen Amischen gewährt wird. Elizas Mutter hält nur eine Stelle als Zimmermädchen in einer nahe gelegenen Pension für angemessen. Eliza aber will mehr, sie will weg, sie will die Freuden und die Möglichkeiten der „englischen“ Jugendlichen erleben, die einmal in der Woche mit ihren Eltern bei Elizas Mutter zu Abend essen.

Schließlich gelingt es Eliza, ihre Mutter dazu zu überreden, dass sie den Sommer über als Kindermädchen bei Rachel Aster in einer kleinen Stadt in der Nähe von Chicago lebt. Eliza gefällt es in Rachels Haus, sie mag Rachels kleine Kinder und ihren Mann Sam. Zum ersten Mal in ihrem Leben trägt sie Jeans und Blusen mit Knöpfen. Schon am ersten Tag lernt sie Joshua kennen, der sie in die Welt der Musik einführt, mit ihr ausgeht und sie schließlich küsst. Eliza gefällt es einzukaufen, zu tanzen und Musik zu hören. Schließlich begreift sie, warum ihre Mutter so dagegen war, sie gehen zu lassen. Eliza findet im Auftrag ihrer Mutter eine Tante, von der Eliza nicht gewusst hat, dass sie existiert. Beth, die Schwester von Elizas Mutter, hat nach ihrem „Rumspringa“ die Gemeinde verlassen und einen Mann geheiratet, der nicht der amischen Gemeinde angehört. Daraufhin wurde sie „gemieden“, das heißt, niemand, auch ihre Eltern und ihre Geschwister nicht, durfte Kontakt zu ihr aufnehmen. Elizas Mutter besucht sie zum ersten Mal nach fast zwanzig Jahren. Eliza ist davon zutiefst erschüttert und sieht ihre Mutter nun mit anderen Augen, zumal sie erfahren hat, dass auch ihre Mutter in der modernen Welt bleiben wollte. Der junge Mann jedoch, in den sich Elizas Mutter verliebt hatte und von dem sie schwanger war, verließ sie. Verzweifelt kehrte Elizas Mutter damals in die Gemeinde zurück und heiratete Elizas Vater, der es akzeptierte, dass seine erste Tochter, Elizas ältere Schwester Margaret, nicht sein leibliches Kind war. Obwohl sich Eliza in Joshua verliebt hat, kehrt sie doch zu ihren Eltern und in ihre Gemeinde zurück. Denn Eliza ist sich nicht sicher, ob sie für Joshua nicht lediglich eine ungewöhnliche Abwechslung zu seinen früheren, „normalen“ Freundinnen ist. Außerdem hat Joshua Eliza in eine unangenehme Lage gebracht, als er es zugelassen hat, dass seine Freunde ihr Alkohol einflößen. Eliza begreift schließlich, dass Partys, Kleidung und Musik nicht der Sinn ihres Lebens sind.