Stefan Zweig: Schachnovelle
Besprechung
Ein Ich-Erzähler berichtet von einer Schachpartie zwischen zwei sehr unterschiedlichen Gegnern. Der Weltschachmeister Mirko Czentovic beherrscht das Spiel mit fast primitiver Selbstverständlichkeit, wie eine perfekt funktionierende Maschine. Sein Gegenspieler, der österreichische Emigrant Dr. B., hat monatelange Gestapohaft und zermürbende Verhöre durch einsames Durchspielen von 150 Schachpartien zu bewältigen versucht. Das Schachspiel half ihm, die geistige Leere zu überwinden und intellektuelle Kraft zurückzugewinnen. Diese extreme Situation führte allerdings zu Schizophrenie und Nervenfieber, einer regelrechten „Schachvergiftung“. Zum ersten Mal nach seiner Freilassung spielt Dr. B. nun gegen einen wirklichen Gegner, um seine Fähigkeiten zu testen. Die erste Partie gewinnt er überlegen, lässt sich jedoch gegen seinen Willen zu einer Revanche überreden, bei der sein Nervenfieber erneut ausbricht. Er wird niemals wieder ein Schachbrett anrühren.
Mit dem resignativen Schluss seiner Novelle weist der Autor auf sein eigentliches Thema hin: die Niederlage von Sensibilität, Intelligenz und Kultur gegenüber Ungeist und Brutalität, verkörpert in der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Das Schicksal des Dr. B. steht stellvertretend für Millionen Verfolgter und für die Gefährdung der abendländischen Kultur.
Didaktische Hinweise
Merkmale der Novelle: „unerhörte Begebenheit“, Aufbau, Spannungssteigerung, Höhepunkt; Charakteristik der Personen, v. a. der beiden Schachspieler; Funktion des Erzählers
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 9 bis 12Fächer
- Deutsch
- Geschichte
Erscheinungsjahr
2002 (1942)ISBN
9783596215226Umfang
108 SeitenMedien
- Buch