Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis
Besprechung
Der verwitwete Robert hat seinen Dienst in einer Behörde für ein halbes Jahr unterbrochen, um wegen unbestimmter nervöser Beschwerden auf Reisen zu gehen. Die Erzählung beginnt mit seiner Rückkehr aus Italien, wo er sich von seiner Geliebten Alberta getrennt hat. Der Leser erlebt die nun folgenden Ereignisse fast ausschließlich aus der Sicht des Protagonisten. Nur mit Mühe gewöhnt sich dieser an das Leben in Wien und nimmt zögernd seine Kontakte zu Freunden und Verwandten wieder auf. Immer deutlicher stellt sich heraus, dass Robert von Wahnideen geplagt wird, denen er sich immer weniger entziehen kann. Er entwickelt Verfolgungsängste, glaubt sich von seinem Bruder hintergangen und deutet seine gelegentlichen Gedächtnislücken dahingehend, dass er glaubt, mehrere ihm nahe stehende Frauen im Wahnsinn getötet zu haben. Der Leser kann detailliert mitverfolgen, wie der schon immer zur Hypochondrie neigende Robert zunächst noch seinen Wahnideen Widerstand entgegensetzen kann, ihnen aber zusehends verfällt. Die Versuche, der geistigen Umnachtung zu entrinnen, z. B. durch geregelte Berufstätigkeit oder durch seine Verlobung mit der klugen Paula, scheitern. Am Höhepunkt seines Wahns schießt er schließlich seinen Bruder nieder und stürzt sich von einem Felsen. Schnitzler versucht, wie in einem Psychogramm, die Vorgänge im Gehirn eines Kranken transparent zu machen. Gleichzeitig lernt die/der Leser/in die Lebensgewohnheiten des wohlhabenden Bildungsbürgertums im Wien der Jahrhundertwende kennen.
Didaktische Hinweise
Struktur der Erzählung (Stationen der Krankheit); Darstellung der geistigen Umnachtung (Leserlenkung); gesellschaftlicher Hintergrund, Schilderung einer Atmosphäre der Dekadenz und des nahenden Untergangs
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
1989 (1917)ISBN
9783596294088Umfang
256 SeitenMedien
- Buch
- E-Book