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Elisabeth Zöller: Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens

Besprechung

Anton ist durch einen Unfall schwer am Kopf verletzt worden und hat Mühe mit dem gezielten Bewegen der rechten Hand. Als er in die Schule kommt, muss er rechtshändig schreiben, obwohl die Linke ihm besser gehorchen würde. Von seinem Lehrer, dem Kollegen seines Vaters, wird er vor den Hänseleien der Mitschüler geschützt, mehr und mehr auch vor den Hasstiraden und Angriffen der anderen, linientreuen Lehrer. Sie wollen, dass er die Schule verlässt und in eines der Heime kommt, über das schlimme Gerüchte im Umlauf sind. Ein Nachbarsmädchen ist dort bereits gestorben. So machen sie etwa in der dritten Klasse ein schnell vorgetragenes Diktat zum Prüfstein, an dem er scheitern muss. Das Netz der Schulverwaltung und der Justiz wird immer engmaschiger, bis die Eltern sich dafür entscheiden, Anton zu verstecken. Erst ist es die Bodenkammer, in der er allein auch die Bombenangriffe durchhalten muss, dann fliehen sie mit ihm aufs Land zu Verwandten. Hartherzig grenzt ihn eine angeheiratete Tante aus, danach nimmt ihn eine Freundin der Mutter liebevoll auf. Als auch hier die Nazis anklopfen auf der Suche nach Anton, besorgt sie bei einem Arzt einen Totenschein, der Anton hilft, das Regime zu überleben. Elisabeth Zöller hat sehr sorgfältig die Lebensgeschichte recherchiert, ebenso die Hintergründe der Euthanasie. Dazu nimmt im Anhang der führende Wissenschaftler auf diesem Gebiet, Ernst Klee, Stellung und erläutert die gesetzlichen Grundlagen und die Ausführung.

Didaktische Hinweise

Das Buch bietet viele zeitgeschichtliche Informationen, die so in die packende Geschichte von Anton eingewoben sind, dass sie für den Leser auch vorstellbar werden und keine nur papierne Größe bleiben. Man bangt mit den liebevoll gezeichneten Eltern und leidet mit Anton unter all den Schikanen, der tödlichen Bedrohung und auch der dauernden Ausgrenzungen durch andere Kinder, die, wenn es um Schule und Spielen geht, teilweise auch heutigen Schülern bekannt sein dürften. Dadurch ergeben sich viele Gesprächsanlässe zusätzlich zu dem Hauptthema: Selektion und Euthanasie.

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 7 bis 13

Fächer

FÜZ

  • Soziales Lernen

Erscheinungsjahr

2004

ISBN

9783596805167

Umfang

224 Seiten

Medien

  • Buch