Titus Müller: Der Kuss des Feindes

Besprechung

Titus Müllers historischer Jugendroman spielt in Kappadokien 800 n. Chr. Araber haben die türkische Region erobert. Über 10.000 Christen flüchten vor den muslimischen Eroberern in die unterirdische Stadt Korama. Auch Savina, eine junge Christin, lebt dort. Um zumindest für eine kurze Zeit der Enge und Tiefe der unterirdischen Höhlen zu entfliehen, stiehlt sie sich nachts immer wieder heimlich ins Freie. Eines Nachts trifft sie auf einem ihrer Streifzüge Arif, den Sohn eines arabischen Hauptmanns, der sich prompt in das „Mondmädchen“ verliebt. Gleichzeitig wird ihm bewusst, dass Savina als Christin zu den Feinden seines Volkes gehört. Seine Pflicht wäre es, seinem Vater das Versteck der Christen zu verraten. Doch er zögert.

Verpackt in eine Romeo-und-Julia-Geschichte, beschreibt der Autor die Verfolgung der Christen durch die Araber im ersten Jahrtausend nach Christus. Die romantische Liebesgeschichte wird zum Aufhänger für grundlegende Fragen zu den beiden Weltreligionen Christentum und Islam. Durch vielfache Zitate aus Koran und Bibel verdeutlicht Titus Müller immer wieder die Verbundenheit, aber auch das Trennende beider Religionen. Die genau recherchierte Religionsgeschichte ist tragendes Erzählelement des Romanes und nimmt sehr viel Raum ein, streckenweise leider zu Lasten des Unterhaltungsfaktors.

Gleichwohl erfährt der Leser hier einiges über arabische Gesellschaftsstrukturen und Machthierarchien und den Alltag in den unterirdischen Höhlenstädten Kappadokiens. Ergänzend befinden sich im Nachwort weitere Informationen zum historischen Hintergrund der Handlung. Der Romane lässt Religionsgeschichte fühl- und erlebbar werden und liefert viel Wissenswertes und Diskutables zu den beiden Weltreligionen. Insgesamt bleibt noch genügend Platz für Romantik. Ein klares Statement für Toleranz und Mitmenschlichkeit. Für Fans von historischen Romaneen und Romantik sicherlich eine empfehlenswerte Lektüre.