Marie-Aude Murail: Ein Ort wie dieser

Besprechung

Cécile hat während ihrer gesamten Schulzeit nur einen Wunsch: Sie will Lehrerin werden. Und sie schafft es. Die kleine staatliche Grundschule, an der sie in Paris anfängt, wird allerdings von mehreren Mächten bedroht. Da ist einmal die Stadtverwaltung, die gerne die Schule schließen würde, mit der Begründung, dass sie zu wenig Schüler hat. Das kann der Direktor gerade noch abwenden, aber nur weil die Familie Baoulé, politische Flüchtlinge von der Elfenbeinküste, für Nachschub sorgt. Zehn Schüler auf einen Schlag! Aber da ist noch Monsieur Louvier, der Inhaber des Tchip Burgers, der das Schulgebäude samt Grundstück gerne kaufen und in einen Frittenpalast umwandeln würde. Deshalb macht er einer Mitarbeiterin der Präfektur schöne Augen, damit sie die Familie Baoulé abschiebt und der Schule dadurch ihre Existenzgrundlage entzieht. Von all dem weiß Cécile zunächst nichts. Sie steht aufgeregt vor achtzehn Erstklässlern und muss ihnen lesen beibringen. Doch das ist gar nicht so einfach. Die Kinder sind guten Willens, aber oft auch müde oder überdreht. Um sie zu beruhigen und aufzumuntern, erfindet Cécile den kleinen Hasen Kicko-Kack, der ein verstümmeltes Ohr hat. Von ihm erzählt sie ihren Schülern fast jeden Tag Geschichten, welche die Kinder lieben, die Eltern jedoch weniger und der Schulinspektor gar nicht. Aber Céline kämpft tapfer weiter. Am Ende des wundervoll heiteren und anrührenden Romans hat Céline mit Hilfe eines hübschen jungen Mannes die Baoulés vor der Abschiebung gerettet, die dunklen Pläne des Burgerkönigs verhindert und fast allen ihren Schüler lesen beigebracht.